Ob Neustarts oder (wieder)entdeckte ältere Streifen: Die stärksten Filme und Serien aus meinem persönlichen heurigen Filmjahr. Besonders gespannt bin ich schon auf:
Close - Die Fabelmans - Dune 2 - Indiana Jones 5 - Sparta - The Whale - Wonka.
Schon vor zwanzig Jahren erschienen, lässt die dramatische Suche nach einem Serienmörder im ländlichen Südkorea in Memories of Murders bereits die schwarzhumorige Handschrift des brillanten Parasite-Regisseurs Bong Joon-ho erkennen.
Die Geschichte einer bittersüßen ersten Liebe - in den besten Freund, der davon nichts ahnt. Die Schule, Freunde, die Proben in einer Band, die Komposition eines Songs, der die geheimen Gefühle offenbart - Mariano Biasins Sublime ist ein kleines, sehr feines Feelgood-Movie aus Argentinien.
Ein Road trip zur Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und zur Selbsterkenntnis: Taylor Russell und Timothée Chalamet als kannibalistisches Pärchen in Luca Guadagninos vielschichtiger Coming of Age-Liebesgeschichte Bones and All, erzählt in Bildern karger Schönheit und erstaunlich stiller Zartheit, aber auch mit blutig-verstörenden Momenten.
Wo sind die Zeiten, als Vin Diesel und Paul Walker gemeinsam ihren rennfahrermäßigen Tätigkeiten nachgingen, dabei unglaublic cool wirkten und Stunts vollführt wurden, bei denen einem der Mund vor Staunen offenstand? Fast & Furios 9, der zehnte Eintrag der Filmreihe, ist ein billiger Abklatsch davon, ohne Spannung, Stil und echten Drive.
Goya, Golden Globe und Oscarnominierung: Weltweite Anerkennung für Santiago Mitres Gerichtssaaldrama Argentinien 1985, jedoch wohl eher für den ernsthaften
Aufarbeitungsansatz der Gräuel der Militärdiktatur aus der Sicht des ermittelnden Staatsanwalts und seines engagierten Teams als für die eher langsam-biedere Gestaltung.
Zerrissene Familien, Alkohol, Missbrauch, Gewalt: Die Burschen, die fast noch Kinder sind, in Beautiful Beings, dem ebenso aufrüttelnden wie berührenden Coming-of-Age-Drama des isländischen Regisseurs Guðmundur Arnar Guðmundsson (Herzstein), sind in ihrer verunsicherten Trotzigkeit Außenseiter der Gesellschaft und ihrer eigenen Gefühle. Sie werden so lange geschlagen, bis sie selbst zu schlagen beginnen, und die Kamera ist immer ganz nah bei ihnen.
Peninsula betitelt sich die lose Fortsetzung des kultigen Zombiestreifens Train to Busan (2016). Ganz Südkorea ist abgeriegelte Gefahrenzone, ein Spezialteam versucht einen Geldschatz zu bergen. Was recht spannende, doch in Originalität und stilistischem Geschick nicht einmal ansatzweise an den Vorgänger heranreichende Action nach sich zieht.
Was macht eine Familie zu einer solchen? Dass nicht Geburt und Genetik ausschlaggebend sind, sondern Kriterien wie Zuneigung und Liebe, illustriert Shoplifters, der 2018 mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnete Film des japanischen Regisseurs Hirokazu Koreeda. Das Leben in präkeren Umständen und wie es den verschmitzten Figuren gelingt, sich mehr schlecht als recht durchzuschlagen - berührend und wunderschön.
Ein Priester infiziert sich mit einem Virus und mutiert zum Vampir. Durst (200), die von Gewissenskonflikten geprägte amour fou des Blutsaugers mit
einer jungen Frau, die zu seiner gelehrigsten Schülerin wird, inszeniert Oldboy-Regisseur Park chan-wook etwas behäbig und zu wenig stringent. Dennoch blitzen aus so manchen langatmigen
Strecken schwarzer Humor und originelle visuelle Ideen - bis zum grandiosen Finale auf einer Klippe über dem Meer.
Nach sieben Kinofilmen wütet Chucky nun in der zweiten Staffel einer erfolgreichen Serie. Don Mancinis hakschlagende Storyline der bösen Umtriebe der irren
Killerpuppe strotzt vor sarkastischem Humor und ebenso originell erdachten wie blutig realisierten Metzeleien. Dazwischen wird, wie leider oft in Serien, ein bissl viel herumgeredet.
Auch nach zweimaligem Ansehen kann ich den Hype um diesen Film nicht nachvollziehen. Everything Everywhere All at Once von Dan Kwan und Daniel Scheinert folgt Michelle Yeoh als Besitzerin eines heruntergekommenen Waschsalons zuerst ins Finanzamt, wo Jamie Lee Curtis ihr Unwesen treibt, und daraufhin auf ihren mannigfaltigen Reisen durch diverse Patralleluniversen, wo es nicht zuletzt einen alles verschlingenden Bagel zu besiegen gilt. Laut Fans feiert der Film die schier unbegrenzten Möglichkeiten des Mediums, für mich erschöpfen sich die originellen Einfälle und wild choreographierten Kampfszenen auf die lange Spieldauer aber in einem redundanten und eher mühsamen hyperaktiven visuellen Overkill.
Der Künstler als Verzweifelnder am Leben und der Liebe: In François Ozons freier Adaption von Rainer Werner Fassbinders Klassiker Die bitteren Tränen der Petra Kant trägt der zwischen narzistischen Ausbrüchen und weinerlicher Lamoyanz chargierende titelgebende Charakter eines Regisseurs den Namen Peter von Kant. Trotz poetischer Momente nervt die Figur in ihrer unglücklichen Beziehung zu einem schönen jungen Schauspieler mit der Zeit mit ihrem penetranten Selbstmitleid.
Christoph Waltz ist mittlerweile zu so etwas wie einer Marke geworden. Wie von seinem Schauspiel gewohnt mit heimtückischer Säuselstimme und maliziösem Grinsen tritt er in der Serie The Consultant auf, um eine marode Game-Schmiede in Los Angeles zu sanieren; und dabei tun sich böshumorig-surreale Abgründe um einen Faust'schen Pakt auf.
Im Rahmen einer Serie mit mehr Zeit für die Hintergründe von Story und Charakteren wäre das Konzept von M. Night Shyamalans neuem Film Old vielleicht aufgegangen: Gäste eines Luxusresorts finden sich auf einem Strand gefangen, an dem sie sich einem rapiden Alterungsprozess ausgesetzt sehen. In der furchtbar dahingehudelten Erzählweise bleiben sie jedoch oberflächlich-eindimensionale Figuren und ihr Schicksal ist uns eigentlich egal. Der allzu banale Plot-Twist setzt dem Ganzen ein unrühmliches Ende.
Zuweilen kann man kaum glauben, was man hier zu sehen bekommt: RRR ist ein Spektakel um indischen Widerstand gegen die britische Kolonialmacht, haltlos bunt und laut und maßlos in der bewussten Übertreibung jeder einzelnen Szene. Gefühlt der halbe Film spielt sich in Zeitlupe von innovativ choreografierten Kämpfen ab, krachende Explosionen füllen den Großteil des Rests. Bei einer Laufzeit von über drei Stunden läuft sich der Bombast aber irgendwann auch tot.
Bei seinem Erscheinen 1969 wurde Sam Peckinpahs Western The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz aufgrund der expliziten und ästhetisierenden Darstellung von Gewalt kritisiert. Beim Betrachten heute fallen wohl eher die langatmigen Dialoge zwischen den drei ausufernd inszenierten Actionszenen und das theatralische Agieren der Charaktere ins Gewicht. William Holden und seine Bande von Gesetzlosen inszenieren einen Überfall auf einen Waffentransport am Rande der mexikanischen Revolution - dass der Film gut gealtert wäre, kann ich nun wirklich nicht behaupten.
Ich möchte keine Szenen mehr sehen, die in eisiger Kälte spielen, ohne dass die Figuren Atemwolken ausstoßen würden; in denen Leute durch die Eisdecke eines
zugefrorenen Gewässers brechen und gerettet werden, wenn eigentlich kein Mensch mehr Luft hätte; in denen sie unmittelbar darauf nur mit einer dünnen Decke über fast trockener Kleidung
weiteragieren, als wäre nichts geschehen; und in denen der zu Beginn gelungene Spannungsaufbau durch kratergroße Logiklöcher im Finale zunichte gemacht wird. Kommt immer wieder vor, hier im
Speziellen in Luther: The Fallen Sun, dem Filmableger der britischen Serie um Idris Elba als Ermittler mit unkonventionellen Methoden. Und ist wie jedes Mal ein Ärgernis.
Ein wundersames Märchen vom reinen Tor Il-sun, der sich in einer psychiatrischen Anstalt in Young-goon verliebt, die im Glauben, ein mechanisches Wesen zu sein, das Essen verweigert. Diese Synopsis von I'm a Cyborg, But That's OK aus dem Jahr 2006 klingt ziemlich schräg und der daraus resultierende Film ist es auch. Der südkoreanische Meisterregisseur Park Chan-wook, eigentlich bekannt für die Gewaltstudien seiner Rache-Trilogie, kleidet diese vorsichtige Annäherung von zwei verletzten Seelen in Bilder von zarter Verspieltheit abseits von allem Mainstream. Wenn Il-sun vorgibt, Young-goon eine Maschine in den Rücken zu pflanzen, die angeblich Reis in Elektrizität umwandeln würde, und dadurch die Zahnräder in ihrem Körper, ihren Lebenswillen, wieder in Gang zu setzen vermag, erleben wir eine der bezauberndsten Liebesszenen der letzten Jahre; und fühlen uns von Walzerklängen ins Glück getragen.
Was so viele Leute an Marie Kreutzers Corsage so toll finden, erschließt sich mir nicht. Kaiserin Elisabeth in einer tiefen Sinnkrise, weil das Älterwerden einen Verlust ihrer persönlichen Vorstellung von Schönheit mit sich bringt - der immer gleiche Gesichtsausdruck der Hauptdarstellerin Vicky Krieps spiegelt die Entspanntheit sinnbildlich zusammengebissener Zähne wider, und wir sollen fast zwei Stunden eine extrem privilegierte, dennoch essgestörte Frau in ihrer Midlifekrise beobachten. Sorry, ich fand das nicht interessant oder gar faszinierend, sondern einfach nur mühsam.
Die Familie in ihren unterschiedlichsten Spielarten ist das große Thema des japanischen Regisseurs Hirokazu Koreeda (Shoplifters), so auch in seinem wunderschönen Film Like Father, Like Son aus dem Jahr 2013. Zwei Familien erfahren, dass die sechsjährigen Söhne bei der Geburt vertauscht wurden - keine ganz neue Konstellation. Koreeda beobachtet die Reaktionen der beteiligten Eltern und Kinder aber mit viel Gespür für soziale Unterschiede und lässt sich auf ihre Gefühle ein, die nur allmählich den Panzer der nach außen vermittelten stoische Ruhe durchbrechen. Das ist besinnlich, ist berührend und herzerwärmend, getragen von großer Empathie.
Welch selige Fernsehzeiten waren das, als vor mehr als zwanzig Jahren Kiefer Sutherland seine ersten 24-Fälle in Echtzeit und Split screen löste und wir auf jede neue Folge eine ganze Woche warten mussten. Mit heutigem Streaming ist das nicht zu vergleichen - was einerseits die Fülle des Angebots, aber auf der anderen Seite auch den Kitzel der Erwartungen betrifft, die uns damals die Zeit zwischen zwei Folgen beschäftigten. Was die mittlerweile sattsam bekannten Handlungsparameter und das Figurenpersonal solcher Spionagegeschichten betrifft, erinnert die Serie The Night Agent an das große Vorbild. Ein junger FBI-Agent namens Peter Sutherland (!) bekommt es darin mit einer weitreichenden Verschwörung im Weißen Haus zu tun. Hauptdarsteller Gabriel Basso bringt aber die nötige physische und auch emotionale Präsenz mit, um uns die zehn Folgen lang bei der Stange zu halten. Spannend.
Das war mein erster Film im heurigen Jahr: Brad Pitt als Profikiller Ladybug unter einer ganzen Reihe von Berufskolleg:innen auf rasanter Fahrt im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Bullet Train von Regisseur David Leitch punktet mit sarkastischen Sagern und atemloser Action, ziemlich blutig und verrückt, doch auch ganz einfach sehr vergnüglich.
Als selbstironisch dürfen wir den Titel des Films Massive Talent auffassen, spielt darin doch Outrierungsspezialist Nicolas Cage die Hauptrolle. Er gibt einen Star mit beträchtlichen privaten und beruflichen Problemen, der aus letzteren das Angebot eines reichen Fans annimmt, als Gast auf seiner Geburtstagsparty aufzutreten. Dass er sich alsbald als Gangster entpuppt und Cage als CIA-Agent angeworben wird, leitet die Handlung von der Persiflage zur Action und den Level an Amüsement von anfangs recht hoch in Richtung mittelprächtig.
Spät, aber doch, habe ich No Country for Old Men nachgeholt, das meisterhafte Thrillerdrama der Coen-Brüder aus dem Jahr 2007. Jarvier Bardem, Tommy Lee Jones und Josh Brolin in einem bitterböse Katz-und-Maus-Spiel um Drogenschmuggel, Auftragsmord und verlorene Hoffnungen an der texanischen Grenze zu Mexiko, triefend von Sarkasmus und Blut. Da hat zur Abwechslung einmal der richtige Film den Oscar gewonnen.
Auf Hitchcocks Spuren - Die Frau im Nebel ist ein geheimnisvoller, elegant gestalteter und atmosphärisch ungemein dichter Film noir um die Liebe eines
Kommissars zu einer Mordverdächtigen. Ein weiteres Meisterwerk des südkoreanischen Ausnahmeregisseurs Park Chan-wook (Oldboy, Lady Vengeance), dessen grandiose Bildsprache und geradezu
hypnotische Erzählweise ihren ganz eigenen Sog erzeugen. Ein Film, fast zu schön, um wahr zu sein.
Endlich habe ich den Hongkong-Klassiker Infernal Affairs aus 2002 nachgeholt, die Vorlage zu Scorseses Oscargewinner Departed. Zwei Polizisten auf
verschiedenen Seiten des Gesetzes: Hochspannend, geradlinig, cool - knackiger kann Gangsterkino nicht sein. Die beiden langatmigen Fortsetzungen hingegen kann man getrost vergessen.
Maos letzter Tänzer aus dem Jahr 2009 erzählt die authentische Geschichte des Ballettänzers Li Cunxin und seinen Weg aus der chinesischen Provinz auf die Bühnen der Welt. Die herausragende Leistung des Hauptdarstellers Chi Cao trotzt Bruce Beresfords biederer Inszenierung.
Die Familie, der Beruf, das Älterwerden, die innere Leere: Vier Männer in der Krise und die Frage, ob sich das alles mit Alkohol nicht leichter bewältigen ließe. 2021 mit dem Fremsprachen-Oscar ausgezeichnet, entwirft Der Rausch des dänischen Regisseurs Thomas Vinterbergs eine berührende und sehr erwachsene Studie über die Suche nach nichts weniger als Sinn im Leben.
Joaquin Phoenix als einsamer Verfasser von Liebesbriefen, der sich in eine künstliche Intelligenz namens Samantha verliebt: Die sehnsuchtsvolle Tragikomödie Her von Spike Jonze aus dem Jahr 2013 ist ein originelles, mittlerweile aber gar nicht mehr so futuristisches Gedankenexperiment von entlarvender Intelligenz.
Auch ein begnadeter Filmemacher kann einmal total danebengreifen. Der Monsterreißer The Host (2006) des südkoreanischen Parasite-Regisseurs Bong Joon-ho war an den Kinokassen immens erfolgreich, hat uns aber genreimmanent nichts Neues zu erzählen und scheitert an CGI-Animationen zum Fremdschämen.
Und noch ein Film aus dem Werk von Bong Joon-ho: Bei Mother aus dem Jahr 2009 handelt es sich um eine Mischung aus Kriminalfilm und Sozialdrama. Eine Mutter
macht sich auf, die Unschuld ihres geistig zurückgebliebenen und des Mordes bezichtigten Sohnes zu beweisen. Eine vielschichtige Charakterstudie über gesellschaftliche Isolation, in stilvoll
komponierten Bildern erzählt.
Feen mit durchscheinenden Flügeln und gehörnte Wesens namens Pucks, die in Ghettos eines von Menschen errichteten dikatorischen
Regimes ihr Dasein fristen müssen: In der ersten Staffel punktet die Steampunk-Serie Carnival Row nach einer Idee von Guillermo del Toro mit ihrer
visuell ansprechenden Umsetztung und Referenzen zu den Mechanismen autokrater Systeme, in der zweiten wird zündet die Geschichte trotz eines coolen Monsters aufgrund der fehlenden Chemie zwischen
einigen Hauptfiguren und zuweilen endlos-redundanter Dialoge nur in Ansätzen.
Home invasion der digitalen Art: Im südkoreanischen Thriller Unlocked bricht ein Hacker in das Handy und damit das Leben einer jungen Frau ein - und entpuppt sich alsbald als irrer Serienmörder mit lächelndem Gesicht. Durchaus spannende Netflix-Unterhaltung, die in uns ein flaues Gefühl ob der eigenen Handynutzung erzeugt.
Eine abgelegene Insel, ein hippes Restaurant, eine illustre Gästeschar und Ralph Fiennes als Küchenchef mit extremem Perfektionswahn: The Menu von Regisseur Mark Mylod ist eine bitterböse Farce auf die Auswüchse von Haute cuisine und den dazugehörenden typischen Kundenstock, die mit unbeirrbarer Konsequenz bis hin zum blutigen kulinarischen Alptraumfinale zelebriert wird.
Nein, das allerortens apostrophierte neue Meisterwerk des Get Out-Regisseurs Jordan Peele ist Nope nicht geworden. Die Mischung aus Horror, Western und Science fiction erzählt von mysteriösen Erscheinungen am Himmel über einer abgelegenen Pferderanch. Das Spiel um den Blick auf uns und unseren Blick auf Dinge, die sich außerhalb unseres Verstehens abspielen, ist zu Beginn durchaus herausforderndes Kino. Mit dem Auftauchen des lächerlich designten UFOS driftet das Ganze aber in hilfloses Durcheinander ab.
Class ist der indische Ableger der ramschigen spanischen Sex&Crime-Seifenoper Elite rund um eine Gruppe von Jugendlichen in einer elitären Privatschule, diese befindet sich diesmal in Delhi. Durch das in düsteren Farbtönen gezeichnete Lokalkolorit und Themen wie die extremen Klassenunterschiede, Gewalt, Familientraditionen, arrangierte Ehen und Homophobie verläuft die Geschichte in keinen wirklich neuen, dennoch interessanteren Bahnen als das Original.
Ein Serienkiller, der, sich und seine Situation erklärend, mit dem Publikum kommuniziert, das war in der ersten Staffel von You noch originell und auf spannende Weise unterhaltsam. Mittlerweile befinden wir uns in der vierten Season, und was anfangs noch wie ein Schwenk in ein typisches Whodunit im britischen Herrenhaus aussieht, mutiert mittels Plottwist alsbald zu den nervigen Selbstzweifeln einer gespaltenen Persönlichkeit. Der unsympathische Protagonist inmitten fader und nicht sympathischerer weiterer Charaktere und seine unablässigen und furchtbar banalen inneren Monologe sind nur noch mühsam.
Schritt für Schritt tastet sich Disney an das Thema schwuler Liebe heran. In Die Schöne und das Biest war es der kurze Moment von zwei tanzenden Männern, in Luca verdeckte die Behauptung, es handle sich um die Freundschaft zwischen zwei Burschen, kaum die tatsächliche Liebesgeschichte - und in Strange World hat nun der Teenager Ethan ganz selbstverständlich einen Boyfriend. In der Suche nach einer neuen Energiequelle gemeinsam mit seinem Vater und später auch mit dem Opa spielt seine sexuelle Identität keine problematisierte Rolle - der in vielerlei Hinsicht bunte Film stellt die Situation als so normal dar, wie es eigentlich sein sollte.
In der zweiten Staffel der Fantasy-Serie Shadow and Bone findet der genreübliche Kampf Gut gegen Böse seine Fortsetzung, in diesem Fall sind es die Grisha
mit ihren besonderen Fähigkeiten, an ihrer Spitze die Sonnenkriegerin Alina, die sich Ben Barnes als perfidem Schattenbeschwörer mit blutigen Gesichtsnarben entgegenstellen. Fliegende Schiffe,
gruselige Effekte rund um den unheilvollen Schattenflur, eine schwarze Nebelwand voller bösarigen Bestien, und Charaktere, mit denen wir gern mitfiebern, was die schwungvollen Actionszenen, aber
auch diverse dramatische Liebesangelegenheiten betrifft - die Sache funktioniert, abgesehen von der letzten Folge, die sich in Andeutungen zerfasert und auf keinen Punkt kommt.
An und für sich bin ich ein großer Freund der Filme des amerikanischen Regisseurs Wes Anderson, der ausgeklügelten Bildsprache und schrulligen Einfälle, vor denen seine Arbeiten in der Zeichnung der Charaktere und der unglaublich detailreichen stilistischen Gestaltung geradezu überzugehen scheinen - diese Markenzeichen lassen uns einen seiner Streifen auf den ersten Blick erkennen. The French Dispatch aus dem Jahr 2021 hingegen funktioniert für mich nicht. Die Rahmenhandlung um das titelgebende Magazin und vier Kurzgeschichten, die Artikel von einzelnen Journalist:innen mit Starbesetzung visualisieren - diesmal wirkt die Überinszenierung selbstverliebt und ohne wirkliche Relevanz, die Figuren geraten zu Abziehbildchen, deren Schicksal uns gleichgültig zurücklässt; all der Aufwand läuft sich tot.
Die Air Force One wird von Terroristen über einem finnischen Waldgebiet abgeschossen, ein 13-jähriger Bursch wächst über sich hinaus und geriert zum Beschützer des US-Präsidenten. Mit ein bissl Selbstironie garniert, könnte Big Game (2015) vielleicht witzig sein. Ist es aber nicht, denn die gestelzten Dialoge samt schlechtem Schauspiel und ständigen Fanfarentönen sind ernst gemeint.
Emerald Fennells Film Promising Young Woman aus dem Jahr 2020 kreiert ein neues Genre, nämlich jenes der #Metoo-Rachethriller-Komödie. Sie wird von der großen Präsenz der Hauptdarstellerin Carey Mulligan dominiert, deren Taten sich um eine Vergewaltigung im studentischen Milieu und die darauffolgende Inszenierung einer Art von Vergeltung drehen, die in ihrer Konsequenz ihresgleichen sucht. Getragen von bitterbösem Sarkasmus, legt sie schließlich die Verzweiflung und moralische Zerrissenheit der Charaktere bloß.
Meine Favoriten 2022
Animals - Wie wilde Tiere
Athena
Dahmer
Der See der wilden Gänse
13 in der Falle
Drive My Car
Guillermo del Toro's Pinocchio
Heartstopper
Meine Stunden mit Leo
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Wednesday
X
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Die Schlange
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Große Freiheit
Haus des Geldes Staffel 5
I Promised You the Moon
Keine Zeit zu sterben
Luca
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Quo Vadis, Aida?
Sieben Gefangene
The Father
The Power of the Dog
Train to Busan
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Als wir tanzten
Das Damengambit
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Haus des Geldes Staffel 4
Hollow Man - Unsichtbare Gefahr
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Ma Rainey's Black Bottom
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