Fast & Furious 7 (Furious 7, USA 2015)
Vergessene Welt: Jurassic Park (The Lost World: Jurassic Park, USA 1997)
Beim Betrachten von Fast & Furious 7 – mit kindlichem Staunen und mit offenem Mund ob der schier unglaublichen Stunts und Effekte – schiebt sich eine ebenso coole Szene mit einem abstürzenden Bus in die Erinnerung. In Steven Spielbergs Vergessene Welt kehrt Jeff Goldblum als Chaostheoretiker Ian einige Jahre nach den dramatischen Ereignissen von Jurassic Park (1993) wieder auf die Isla Nublar zurück. Julianne Moore als Biologin Sarah, Vince Vaughan als Fotograf Nick, Richard Schiff als Ingenieur Eddie und Pete Posthlewaite als grimmiger Großwildjäger Roland sind ebenfalls mit von der Partie, und nach den genreimmanenten Momenten des Staunens ob der Schönheit der Natur und der Pracht so mancher Saurier folgt die ebenso typische Panik angesichts des Röhrens und Zähnefletschens und Hungers auf Forscherfleisch der rabiateren unter den geklonten Urzeitriesen.
Und dann der objektiv gesehen doch recht dumme Versuch, ein verletztes Tyrannosaurusbaby zu verarzten. Unweigerlich folgt der Angriff der wütenden T-Rex-Eltern auf den High-Tech-Forschungslabortrailer des Teams und damit eine herrliche Fallender-Bus-Sequenz. Ein Tropenregen hat den Boden in Schlamm verwandelt, der Trailer hängt die Klippen über dem tosenden Meer hinab, und Sarah kommt nach einem Fall auf der Heckscheibe zu liegen, unter ihr der gähnende Abgrund. Eine nervenzerfetzende Situation: Im Glas bilden sich Risse unter Sarahs Fingerkuppen. Ian klettert zu Hilfe, und als dann das Funktelefon abrutscht und die Glasscheibe in Brüche geht, ist es allein Ians Hand, die sie vom Absturz in den Tod bewahrt.
Indes fährt der Ingenieur Eddie mit seinem Geländewagen herbei und schafft es trotz des schlüpfrigen Bodens, ein Seil in den Trailer zu werfen. An diesem versuchen die drei Unglücklichen nun hochzuklettern, immer wieder rutschen sie ab und können sich nur um Haaresbreite halten. Eddie hingegen widerfährt Schlimmes. In letzter Sekunde bewahrt er mit Hilfe einer Seilwinde den Bus vor dem endgültigen Absturz, doch dann trampeln auch schon die beiden Tyrannosaurier heran. Sie beschnüffeln und beäugen ihn durch die Scheiben des Wagens und machen sich daraufhin daran, denselben zu demolieren. Wie einen Ball werfen sie den armen Eddie zwischen ihren Mäulern hin und her, bevor sie ihn schließlich in zwei Happen verspeisen.
Natürlich reißt das Seil an der Winde, und es kommt zu diesem genialen Moment, als die Hülle des Busses abstürzt und die drei Forscher nur am Seil am Angrund hängen. Unter ihnen die feurigen Explosionen des Fahrzeugs, das im Meer zerschellt, über ihnen die urzeitlichen Tiere in all ihrer Gefräßigkeit. Und wieder ist es eine helfene Hand, die sich Sarah, die als erste den Rand der Klippe erreicht, entgegenstreckt – Großwildjäger Roland samt seinen Mannen ist eingetroffen und hat die Situation fürs Erste mal bereinigt.
Eine reizvolle Abwandlung, gleichsam eine upgedatete Version dieser klassischen Cliffhangersituation im wahrsten Sinne des Wortes, gibt es in Fast & Furious 7, dem Abschiedsfilm des während der Dreharbeiten tödlich verunglückten Paul Walker. Es gilt, eine entführte Computerexpertin aus den Fängen eines afrikanischen Militärgenerals zu befreien. Das Kaukasusgebirge in Aserbeidschan als Setting ist denkbar unwirtlich, der Bus mit der Entführten, wie in Verlorene Welt ein tolles Ding mit allerlei High-Tech-Equipment, wird von einem Konvoi schwer bewaffneter zwei- und vierrädriger Gefährte begleitet. Also: Absprung von Paul, seinem „best buddie“ Vin Diesel und dem Rest des Teams aus einem Transportflugzeug in luftiger Höhe – in ihren hochgetunten Wägen. Die Fallschirme öffnen sich zur rechten Zeit, die wilde Verfolgungsjagd beginnt und endet für Paul in dem erwähnten Bus. Die Computerexpertin ist befreit und in einen anderen Wagen verfrachtet, der Fahrer des Busses längst nicht mehr am Leben, und Paul hat noch mit einem Bösewicht zu kämpfen, der ihn schließlich mit einem Gitter einschließt und von Bord springt. Der auf der Seite liegende Bus schlittert einem gewaltigen Abhang entgegen, kommt halb auf der Klippe zum Liegen, hängt aber halb in der Luft – in Gefahr, jederzeit in die Tiefe abzukippen. Paul fackelt nicht lang herum, er tritt eine Tür des Busses ein und hangelt sich die Kühlerhaube hoch, droht dabei mehrmals, abzustürzen. Felsen lösen sich und poltern zu Tale, der Moment ist gekommen – der Bus stürzt tatsächlich ab und Paul läuft auf dem Dach nach oben, springt vom Heck ab und wird nicht von einer menschlichen Hand gerettet, sondern von einer in Form des Heckspoilers eines heranschlitternden Wagens. Es folgt ein ganz kurzer Augenblick zum Verschnaufen. „You’re good?“, wird Paul gefragt, als er schwer atmend auf dem Boden liegt. „Thank you“, ist seine kurze Antwort, und als er in den Wagen einsteigt, hat sich auf seinem Gesicht schon wieder ein Grinsen breit gemacht.
Die inszenatorische Lust, jedem Actionhighlight ein noch atemloseres, unglaublicheres, bizarreres draufzusetzen, war immer schon ein Prinzip Steven Spielbergs. Regisseur James Wan hat es in FF 7 mit modernsten Mitteln nochmals gesteigert. Seinem Hauptdarsteller, daran besteht wohl kein Zweifel, hätte das extrem lässige Ergebnis ziemlich gut gefallen.