Star Trek V: Am Rande des Universums (Star Trek V: The Final Frontier, USA 1989)
Auf welchen Berg sollte James T. Kirk, seines Zeichens Kapitän des Raumschiffs Enterprise denn auch klettern als auf den El Capitan. Ein winziger Punkt auf der gigantischen Granitnadel im Yosemite Nationalpark, beim Zuschauen wird uns bang ums Herz um ihn. Doktor McCoy geht es da nicht anders; er stirbt tausend Tode, als er ihn durchs Fernglas aus von ihrem Campinglager aus beobachtet. Kirk indessen ist so frohgemut wie meist und gibt sich dem Genuss der tollen Aussicht hin, als plötzlich Mr. Spock neben ihm in der lichten Höhe auftaucht – mit Hilfe eines Düsenabtriebs im Look futuristischer Skischuhe kein Problem. Was den stets logisch kalkulierenden Vulkanier zu der Überlegung bringt, welchen Sinn und Zweck es den habe, sich der großen Gefahr des althergebrachten Aufstiegs auf den Felsen auszusetzen. Kirks lakonische und zutiefst menschliche Antwort: „Because it’s there.“
Ein recht irdisches Setting stellt im fünften Eintrag der Star Trek -Filmreihe, von Captain Kirk William Shatner selbst in Szene gesetzt, die Rahmenhandlung und dadurch einen liebevoll-ironischen Kontrapunkt zur restlichen Weltraumhandlung dar. Wir haben das Geplänkel zwischen Kirk und Spock zur Wichtigkeit der vollen Konzentration beim Bergsteigen mitverfolgt, dann Kirks jähen Absturz. Spock hat sich ihm kopfunter nachgestürzt, ihn wenige Zentimeter über dem Erdbeogen abgefangen und ihm auf diese Weise das Leben gerettet. Den herbeieilenden Doktor hat der Captain mit einem coolen Wortspiel empfangen: „Mind if we drop in for dinner?“
Nun sitzen die drei rund ums Lagerfeuer, die Chemie zwischen Shatner, Leonard Nimoy und DeForest Kelley stimmt wie immer aufs Vergnüglichste und es gibt – was sonst im Wilden Westen – Bohnen zum Abendessen. Der Doktor, Leonard „Bones/Pille“ McCoy, hat sie nach dem Südstaatenrezept seines Vaters zubereitet, sogar der Vulkanier zeigt sich vom Geschmack angetan – McCoys „secret ingredient“, alsbald gar nicht mehr so geheim gehalten und als Tennessee Whiskey geoutet, hat seine Wirkung getan. Hier am flackernden Feuer fällt es nicht schwer, die wahre Freundschaft zwischen den drei Männern zu beschwören. Er habe gewusst, dass er nicht sterben würde, meint der Captain: „Because the two of you were with me.“ Und der Doktor sinniert: „All that time in space, and we getting on each others’ nerves …“
Ein Ritual führt zum nächsten: Spock hat das Grillen von Marshmallows in der Computerbibliothek recherchiert, die beiden anderen befinden, dass es nun Zeit für ein „sing-along“ sei. Nach und nach erinnern sie sich wieder an den Text eines alten Liedes: „Row, row, row your boat,/ Gently down the stream./Merrily, merrily, merrily, merrily,/Life is but a dream.“ Trotz allenthalbener Skepsis des Doktors stimmt der Captain die Melodie an und McCoy alsbald in den Kanon ein. Allein Spock zeigt sich reserviert wie üblich und hinterfragt die Bedeutung des Liedes mit hochgezogener Braue: „Life is not a dream.“
Voll liebenswerter (Selbst)Ironie ist dann auch das gegenseitige Gutenachtwünschen, als die Freunde später unter ihren Decken rund um das Feuer liegen: „Good nicht, Spock.“ – „Good night, Doctor.“ Und dann, am Ende des Films nach überstandenem Weltraumspuk, sitzen die drei schrulligen Herren wieder beisammen am Lagerfeuer. Diesmal hat Spock ein Saiteninstrument mitgebracht. Er zupft darauf herum, und auf einmal ist die bekannte Melodie zu vernehmen: „Row the boat …“ Das Lied stammt aus dem Jahr 1881, der Campingtrip des Captains, seines Ersten Offiziers und des Schiffsarztes ist auf das Jahr 2287 datiert. Und so brummen sie alle drei im Kanon und die Kamera zieht sich von ihnen zurück und belässt sie in der Ruhe und dem Frieden ihrer Männerfreundschaft, einer der schönsten in der Geschichte des Unterhaltungsfilms.