Star Wars: Episode III - Die Rache der Sith (Star Wars: Episode III - Revenge of the Sith, USA 2005)
Star Wars: Episode IV - Eine neue Hoffnung/Krieg der Sterne (Star Wars: Episode VI - A New Hope/Star Wars, USA 1977)
Star Wars: Episode VI - Die Rückkehr der Jedi-Ritter (Star Wars: Episode VI: Return of the Jedi, USA 1983)
Voll Enttäuschung und unterdrückter Wut stürmt der junge Mann namens Luke aus dem Raum. Das Gespräch mit Onkel und Tante geriet zum Streit, wie schon so oft, wenn Luke des Lebens auf der armseligen Farm überdrüssig ist. „He is not a farmer. He has too much of his father in him“, stellt die Tante fest, als Luke das Weite gesucht hat. „That’s what I’m afraid“, meint der Onkel darauf trocken. Luke kann nicht mehr hören, was sie reden, und er weiß auch noch nichts über die Hintergründe, die bald schon sein Leben bestimmen sollen. Er bleibt ein Stück abseits der Gebäude stehen und blickt zu den zwei Sonnen hoch, der weißgelben und der roten, die wie geheimnisvolle Augen über dem Planeten Tatooine hängen. Luke sieht seine Hoffnungen und Träume zerstört, Wind fährt ihm durchs Haar, und John Williams’ Musik zeigt Mut zum Pathos großer Gefühle. Dass er den Onkel und die Tante schon bald ermordet auffinden und sich zum Abenteuer seines Lebens aufmachen wird, kann Luke zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen.
Für Menschen meiner Generation stellte Krieg der Sterne, wie Star Wars Episode IV: Eine neue Hoffnung 1977 noch hieß, den Anfang der Weltraumsage dar; die storyimmanente Chronologie, die mit Anakins Kindheit beginnt und mit Lukes Kampf gegen Darth Vader endet, war uns damals noch nicht erschlossen. Vom ersten Moment an aber wusste uns George Lucas’ Wille zur mythologischen Überhöhung und den übergroßen Gesten eines griechischen Dramas in seinen Bann zu ziehen. Die Sehnsucht in Lukes Augen, in dieser schönen Szene, die eine Art Ruhepol zwischen all den Kämpfen auf Planeten und im Weltall bildet, dieses kurze Innehalten und die Vorahnung von kommenden Sensationen war eine Art Versprechen, die nicht alle, aber doch einige der folgenden Einträge in Lucas’ Narrativ einzulösen wussten.
Jahrzehnte später lieferte Episode III: Die
Rache der Sith die Vorgeschichte und damit die Auflösung der erzählungsinhärenten Zusammenhänge, die keine Wünsche offen ließ. Da zieht sich Anakin Skywalker, ohne Beine einen schwarzen Hang
an einem Lavafluss hinauf und schreit seinem einstigen Mentor Obi Wan Kenobi all seinen Hass entgegen. „You were my brother, Anakin“, reagiert dieser mit abgrundtiefer Traurigkeit. „I loved you!“
Anakins Beinstümpfe fangen Feuer, die ganze kümmerliche Gestalt windet sich unter Schreien aus Schmerzen und Wut. Während Obi Wan und Padme in ihrem Raumschiff das Weite suchen, findet der
Imperator den halbverkohlten Anakin, in dem entgegen jeden Erwartens noch ein Rest Leben ist. Er kniet sich hin und berührt den zuckenden Torso, der einmal der stolze Anakin war, an der Stirn.
„He’s still alive“, stellt er mit unverhohlenem Erstaunen fest.
Und dann kommt George Lucas’ Meisterstück. Er schneidet die Szenen, in denen Padme ihre Zwillinge gebärt, Luke und Leia, gegen jene, in denen deren Vater, Anakin, mit Hilfe von medizinischen Robotern, einem ganzen Arsenal an spitzen Nadeln und unter schlimmster Pein zu Darth Vader wird. Schließlich senkt sich die schwarze Maske über sein Gesicht und das charakteristisch röchelnde Atmen setzt ein. Der Moment wird kommen, wenn sich in Episode VI: Die Rückkehr der Jedi-Ritter, die den Schlusspunkt dieser Beziehungsgeschichte setzt, der geläuterte Bösewicht für seinen Sohn opfert und, anstatt Luke zu töten, dem Imperator entgegentritt. Abgesehen von den gar nicht so oberflächlichen politischen Implikationen hat Star Wars in erster Linie immer die Geschichte von Vätern und Söhnen erzählt. Obi Wan und Yoda fungierten als Ziehväter von Luke, Obi Wan war schon früher Anakins Jedimeister und Ersatzvater. Indem er sich der dunklen Seite der Macht zuwandte, hat ihn Anakin bitter enttäuscht, als Darth Vader hat er ihn im Zweikampf mit Laserschwertern besiegt. Nun will er bei seinem Sohn gutmachen, was ihm im letzten Aufbäumen seiner Kraft noch möglich ist. Sterbend bittet er Luke schließlich, ihm die Maske abzunehmen, damit er ihn mit seinen eigenen Augen sehen könne – die schwarze Gestalt, die nichts als Leid und Unheil brachte, wird wieder zum Menschen.
Wie auch immer man sie in ihrer Chronologie wahrgenommen hat, bilden diese drei Szenen im Kreis der Gesamterzählung das Gerüst für George Lucas’ große Saga, die die Emotionen zwischen Vätern und ihren Söhnen verhandelt und die Sehnsüchte, ihr Scheitern oder ihre Erfüllung, die damit verbunden sind.