Mein Filmtagebuch 2023

Ob Neustarts oder (wieder)entdeckte ältere Streifen: Die stärksten Filme und Serien (und zuweilen auch das Gegenteil davon) aus meinem persönlichen heurigen Filmjahr. Von rasanten Bullet Train am Neujahrstag 2023 bis zur langweiligen Serie Berlin kurz vor dem Wechsel ins Jahr 2024, habe ich heuer 150 teils neue, teils alte Filme angeschaut, wobei ich auch das wunderbare Werk des japanischen Regisseurs Hirokazu Koreeda für mich entdeckt und das gesamte Werk des Parasite-Regisseurs Bong Joon-ho und des Meisterregisseurs Park Chan-wook gesichtet habe. Weiters standen 33 Serien auf meinem Programm.

 

Meine Favoriten des Jahres 2023 (nur wenn neu angelaufen):

Platz 1: Close

Platz 2: Die Frau im Nebel

Platz 3: Bones and All

Platz 4: Die Fabelmans

Platz 5: Tár

Platz 6: Not Knowing

Platz 7: Broker

Platz 8: Sparta

Platz 9: Kill Boksoon

Platz 10: Wonka

Weitere Highlights in alphabetischer Reihenfolge:

Avatar: The Way of Water - Beautiful Beings - Der Pakt - Der Rausch - Sublime -

The Archies - The Batman - The Black Phone - The Killer - The Menue - The Whale

 

Die besten Serien 2023:

Platz 1: One Piece

Platz 2: Hearstopper 2

Platz 3: American Horror Story: NYC

Platz 4: Beef

Platz 5: Tore

Platz 6: Lupin

Platz 7: The Night Agent

 

Die schlimmsten Filmenttäuschungen (gemessen an meinen Erwartungen):

Platz 1: Tod auf dem Nil

Platz 2: Indiana Jones und das Rad des Schicksals

Platz 3: Eismayer

Platz 3: Babylon

Platz 5: Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1

Weitere Enttäuschungen in alphabetischer Reihenfolge:

A Haunting in Venice - Arielle, die Meerjungfrau - Barbie - Belfast - Heart of Stone -

House of Gucci - Moonfall - Operation Fortune - Old - Rebel Moon - The Banshees of Inisherin -

The Kings's Men: The Beginning - The Mandalorian 3 - The Mother

 

Schon vor zwanzig Jahren erschienen, lässt die dramatische Suche nach einem Serienmörder im ländlichen Südkorea in Memories of Murders bereits die schwarzhumorige Handschrift des brillanten Parasite-Regisseurs Bong Joon-ho erkennen.

Die Geschichte einer bittersüßen ersten Liebe - in den besten Freund, der davon nichts ahnt. Die Schule, Freunde, die Proben in einer Band, die Komposition eines Songs, der die geheimen Gefühle offenbart - Mariano Biasins Sublime ist ein kleines, sehr feines Feelgood-Movie aus Argentinien.

Ein Road trip zur Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit und zur Selbsterkenntnis: Taylor Russell und Timothée Chalamet als kannibalistisches Pärchen in Luca Guadagninos vielschichtiger Coming of Age-Liebesgeschichte Bones and All, erzählt in Bildern karger Schönheit und erstaunlich stiller Zartheit, aber auch mit blutig-verstörenden Momenten.

Wo sind die Zeiten, als Vin Diesel und Paul Walker gemeinsam ihren rennfahrermäßigen Tätigkeiten nachgingen, dabei unglaublic cool wirkten und Stunts vollführt wurden, bei denen einem der Mund vor Staunen offenstand? Fast & Furios 9, der zehnte Eintrag der Filmreihe, ist ein billiger Abklatsch davon, ohne Spannung, Stil und echten Drive.

Goya, Golden Globe und Oscarnominierung: Weltweite Anerkennung für Santiago Mitres Gerichtssaaldrama Argentinien 1985, jedoch wohl eher für den ernsthaften Aufarbeitungsansatz der Gräuel der Militärdiktatur aus der Sicht des ermittelnden Staatsanwalts und seines engagierten Teams als für die eher langsam-biedere Gestaltung.

Zerrissene Familien, Alkohol, Missbrauch, Gewalt: Die Burschen, die fast noch Kinder sind, in Beautiful Beings, dem ebenso aufrüttelnden wie berührenden Coming-of-Age-Drama des isländischen Regisseurs Guðmundur Arnar Guðmundsson (Herzstein), sind in ihrer verunsicherten Trotzigkeit Außenseiter der Gesellschaft und ihrer eigenen Gefühle. Sie werden so lange geschlagen, bis sie selbst zu schlagen beginnen, und die Kamera ist immer ganz nah bei ihnen. 

Peninsula betitelt sich die lose Fortsetzung des kultigen Zombiestreifens Train to Busan (2016). Ganz Südkorea ist abgeriegelte Gefahrenzone, ein Spezialteam versucht einen Geldschatz zu bergen. Was recht spannende, doch in Originalität und stilistischem Geschick nicht einmal ansatzweise an den Vorgänger heranreichende Action nach sich zieht.

Was macht eine Familie zu einer solchen? Dass nicht Geburt und Genetik ausschlaggebend sind, sondern Kriterien wie Zuneigung und Liebe, illustriert Shoplifters, der 2018 mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnete Film des japanischen Regisseurs Hirokazu Koreeda. Das Leben in präkeren Umständen und wie es den verschmitzten Figuren gelingt, sich mehr schlecht als recht durchzuschlagen - berührend und wunderschön.

Ein Priester infiziert sich mit einem Virus und mutiert zum Vampir. Durst (2000), die von Gewissenskonflikten geprägte amour fou des Blutsaugers mit einer jungen Frau, die zu seiner gelehrigsten Schülerin wird, inszeniert Oldboy-Regisseur Park chan-wook etwas behäbig und zu wenig stringent. Dennoch blitzen aus so manchen langatmigen Strecken schwarzer Humor und originelle visuelle Ideen - bis zum grandiosen Finale auf einer Klippe über dem Meer.

Nach sieben Kinofilmen wütet Chucky nun in der zweiten Staffel einer erfolgreichen Serie. Don Mancinis hakschlagende Storyline der bösen Umtriebe der irren Killerpuppe strotzt vor sarkastischem Humor und ebenso originell erdachten wie blutig realisierten Metzeleien. Dazwischen wird, wie leider oft in Serien, ein bissl viel herumgeredet.

Auch nach zweimaligem Ansehen kann ich den Hype um diesen Film nicht nachvollziehen. Everything Everywhere All at Once von Dan Kwan und Daniel Scheinert folgt Michelle Yeoh als Besitzerin eines heruntergekommenen Waschsalons zuerst ins Finanzamt, wo Jamie Lee Curtis ihr Unwesen treibt, und daraufhin auf ihren mannigfaltigen Reisen durch diverse Patralleluniversen, wo es nicht zuletzt einen alles verschlingenden Bagel zu besiegen gilt. Laut Fans feiert der Film die schier unbegrenzten Möglichkeiten des Mediums, für mich erschöpfen sich die originellen Einfälle und wild choreographierten Kampfszenen auf die lange Spieldauer aber in einem redundanten und eher mühsamen hyperaktiven visuellen Overkill.

Der Künstler als Verzweifelnder am Leben und der Liebe: In François Ozons freier Adaption von Rainer Werner Fassbinders Klassiker Die bitteren Tränen der Petra Kant trägt der zwischen narzistischen Ausbrüchen und weinerlicher Lamoyanz chargierende titelgebende Charakter eines Regisseurs den Namen Peter von Kant. Trotz poetischer Momente nervt die Figur in ihrer unglücklichen Beziehung zu einem schönen jungen Schauspieler mit der Zeit mit ihrem penetranten Selbstmitleid. 

Christoph Waltz ist mittlerweile zu so etwas wie einer Marke geworden. Wie von seinem Schauspiel gewohnt mit heimtückischer Säuselstimme und maliziösem Grinsen tritt er in der Serie The Consultant auf, um eine marode Game-Schmiede in Los Angeles zu sanieren; und dabei tun sich böshumorig-surreale Abgründe um einen Faust'schen Pakt auf. 

Im Rahmen einer Serie mit mehr Zeit für die Hintergründe von Story und Charakteren wäre das Konzept von M. Night Shyamalans neuem Film Old vielleicht aufgegangen: Gäste eines Luxusresorts finden sich auf einem Strand gefangen, an dem sie sich einem rapiden Alterungsprozess ausgesetzt sehen. In der furchtbar dahingehudelten Erzählweise bleiben sie jedoch oberflächlich-eindimensionale Figuren und ihr Schicksal ist uns eigentlich egal. Der allzu banale Plot-Twist setzt dem Ganzen ein unrühmliches Ende.

Zuweilen kann man kaum glauben, was man hier zu sehen bekommt: RRR ist ein Spektakel um indischen Widerstand gegen die britische Kolonialmacht, haltlos bunt und laut und maßlos in der bewussten Übertreibung jeder einzelnen Szene. Gefühlt der halbe Film spielt sich in Zeitlupe von innovativ choreografierten Kämpfen ab, krachende Explosionen füllen den Großteil des Rests. Bei einer Laufzeit von über drei Stunden läuft sich der Bombast aber irgendwann auch tot.

Bei seinem Erscheinen 1969 wurde Sam Peckinpahs Western The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz aufgrund der expliziten und ästhetisierenden Darstellung von Gewalt kritisiert. Beim Betrachten heute fallen wohl eher die langatmigen Dialoge zwischen den drei ausufernd inszenierten Actionszenen und das theatralische Agieren der Charaktere ins Gewicht. William Holden und seine Bande von Gesetzlosen inszenieren einen Überfall auf einen Waffentransport am Rande der mexikanischen Revolution - dass der Film gut gealtert wäre, lässt sich nicht festmachen.

Ich möchte keine Szenen mehr sehen, die in eisiger Kälte spielen, ohne dass die Figuren Atemwolken ausstoßen würden; in denen Leute durch die Eisdecke eines zugefrorenen Gewässers brechen und gerettet werden, wenn eigentlich kein Mensch mehr Luft hätte; in denen sie unmittelbar darauf nur mit einer dünnen Decke über fast trockener Kleidung weiteragieren, als wäre nichts geschehen; und in denen der zu Beginn gelungene Spannungsaufbau durch kratergroße Logiklöcher im Finale zunichte gemacht wird. Kommt immer wieder vor, hier im Speziellen in Luther: The Fallen Sun, dem Filmableger der britischen Serie um Idris Elba als Ermittler mit unkonventionellen Methoden. Und ist wie jedes Mal ein Ärgernis.

Ein wundersames Märchen vom reinen Tor Il-sun, der sich in einer psychiatrischen Anstalt in Young-goon verliebt, die im Glauben, ein mechanisches Wesen zu sein, das Essen verweigert. Diese Synopsis von I'm a Cyborg, But That's OK aus dem Jahr 2006 klingt ziemlich schräg und der daraus resultierende Film ist es auch. Der südkoreanische Meisterregisseur Park Chan-wook, eigentlich bekannt für die Gewaltstudien seiner Rache-Trilogie, kleidet diese vorsichtige Annäherung von zwei verletzten Seelen in Bilder von zarter Verspieltheit abseits von allem Mainstream. Wenn Il-sun vorgibt, Young-goon eine Maschine in den Rücken zu pflanzen, die angeblich Reis in Elektrizität umwandeln würde, und dadurch die Zahnräder in ihrem Körper, ihren Lebenswillen, wieder in Gang zu setzen vermag, erleben wir eine der bezauberndsten Liebesszenen der letzten Jahre; und fühlen uns von Walzerklängen ins Glück getragen.

Was so viele Leute an Marie Kreutzers Corsage so toll finden, erschließt sich mir ebensowenig wie der jüngst wieder erstarkte Hype um Kaiserin Elisabeth. "Sisi" in einer tiefen Sinnkrise, weil das Älterwerden einen Verlust ihrer persönlichen Vorstellung von Schönheit mit sich bringt - der immer gleiche Gesichtsausdruck der Hauptdarstellerin Vicky Krieps spiegelt die Verkrampftheit sinnbildlich zusammengebissener Zähne wider, und wir sollen fast zwei Stunden eine extrem privilegierte Frau in ihrer Midlifekrise bemitleiden. Sorry, ich fand das nicht interessant oder gar faszinierend, sondern einfach nur mühsam.

Die Familie in ihren unterschiedlichsten Spielarten ist das große Thema des japanischen Regisseurs Hirokazu Koreeda (Shoplifters), so auch in seinem wunderschönen Film Like Father, Like Son aus dem Jahr 2013. Zwei Familien erfahren, dass die sechsjährigen Söhne bei der Geburt vertauscht wurden - keine ganz neue Konstellation. Koreeda beobachtet die Reaktionen der beteiligten Eltern und Kinder aber mit viel Gespür für soziale Unterschiede und lässt sich auf ihre Gefühle ein, die nur allmählich den Panzer der nach außen vermittelten stoische Ruhe durchbrechen. Das ist besinnlich, ist berührend und herzerwärmend, getragen von großer Empathie. 

Bei Still Walking handelt es sich um einen noch älteren Film aus dem Jahr 2008 im Werk des Regisseurs Hirokazu Koreeda, des Meisters der Inszenierung des japanischen Alltags. Ein heißer Sommertag, die erwachsenen Kinder und ihre Familien besuchen am Jahrerstag des Todes des ältesten Bruders die Eltern. Es wird gemeinsam gekocht und gegessen, es wird geredet - und allmählich, wie beiläufig, treten die Risse, die Verletzungen und Sehnsüchte, in dieser Gemeinschaft zutage. 

Welch selige Fernsehzeiten waren das, als vor mehr als zwanzig Jahren Kiefer Sutherland seine ersten 24-Fälle in Echtzeit und Split screen löste und wir auf jede neue Folge eine ganze Woche warten mussten. Mit heutigem Streaming ist das nicht zu vergleichen - was einerseits die Fülle des Angebots, aber auf der anderen Seite auch den Kitzel der Erwartungen betrifft, die uns damals die Zeit zwischen zwei Folgen beschäftigten. Was die mittlerweile sattsam bekannten Handlungsparameter und das Figurenpersonal solcher Spionagegeschichten betrifft, erinnert die Serie The Night Agent an das große Vorbild. Ein junger FBI-Agent namens Peter Sutherland (!) bekommt es darin mit einer weitreichenden Verschwörung im Weißen Haus zu tun. Hauptdarsteller Gabriel Basso bringt aber die nötige physische und auch emotionale Präsenz mit, um uns die zehn Folgen lang bei der Stange zu halten. Spannend.

Man muss sich schon auf die lange Laufzeit und die gemächliche Erzählweise von Ruben Östlunds Cannes-Gewinner von 2022 einlassen; ist man aber dafür offen, entwickelt Triangle of Sadness vor unseren in manchen drastischen Momenten ungläubigen Augen eine beißende Kapitalismussatire voll herrlich sarkastischer Spitzen. Die Reichen und (meist nicht wirklich) Schönen auf Kreuzfahrt, blind für die Scharen an Bediensteten um sie herum und für einen heraufziehenden Sturm, der nicht nur die Yacht, sondern auch das Leben der auf ihr Versammelten aus dem Gleichgewicht bringen wird. Entlarvend.

Für die Krebserkrankung, von der Diagnose bis zur Heilung, nimmt sich der Film zehn Minuten Zeit, das Coming-out vor der Ehefrau wird in vielleicht zwei abgehandelt, inklusive des Erklärungsversuches für aggressives Verhalten aufgrund der Ablehnung durch die eigenen Eltern sowie dem Aufschluchzen als einziger Reaktion, der der Frau zugestanden wird. Es ist so, als wollte der junge österreichische Regisseur David Wagner bei seinem Spielfilmdebüt Eismayer die Bullet Points auf einer Checkliste so schnell wie möglich abgehakt wissen. Der Rekrut und der wesentliche ältere Schinder beim Bundesheer - eine wahre schwule Liebesgeschichte, die nachzuvollziehen nicht nur wegen der unsympathischen titelgebenden Figur schwerfällt. Die Nähe, die die beiden Protagonisten füreinander zu empfinden vorgeben, wirkt bloß behauptet, wir können sie nicht einmal beim Heiratsantrag auf dem Riesenrad ausmachen. Ein Film ohne Atmosphäre. 

Der Vergleich mit dem immer noch überragenden Klassiker Singin' in the Rain macht uns sicher: Nichts, was uns Damien Chazelle, dessen Film La La Land schlichtweg bezaubernd war, in den über drei Stunden Laufzeit von Babylon über den Scheidepunkt des Übergangs vom Stumm- zum Tonfilm zu erzählen versucht, ist wirklich neu und haben wir nicht schon pointierter und origineller gesehen. Klischeehafte Charaktere agieren in ebensolchen Handlungsdetails, in denen sich Margot Robbie zwar schier die Seele aus dem Leib spielt, Chazelles angeberische Geltungssucht die Inszenierung aber zu seelenlos-egomanischem Bombast aufbläht. Was bleibt ist - entgegen dem phrasenhaften deutschen Zusatztitel „Rausch der Ekstase“ - einfach Langeweile.

Die wahre Orgie an Verrissen, die Halloween Ends kassieren musste, hat der Film nicht verdient. Zwar stolpert die Handlung des dritten und letzten Teils der neuaufgelegten Trilogie nach John Carpenters noch immer überragendem Horrorklassiker aus dem Jahr 1978 eine Zeitlang eher planlos durch jede Menge Küchenpsychologie und Logigkrater um einen verwirrten jungen Mann, der zu einer Art Schüler von Michael Myers gerät, doch dann nimmt sie an Spannung auf und mündet schließlich in einem beinharten Zweikampf-Finale zwischen Jamie Lee Curtis und ihrem langjährigen Peiniger.

Ein Ehepaar, gefangen in einer eigentlich zerrütteten Beziehung, und zwischen ihnen ihr siebzehnjähriger Sohn Umut, der sich unvermutet mit Gerüchten über seine angebliche Homosexualität konfrontiert sieht, sich aber dem Drängen der anderen Burschen in seinem Wasserpoloteam, zu den „Anschuldigungen“ eindeutig Stellung zu nehmen, verweigert: Die türkische Regisseurin Leyla Yilmaz beobachtet in ihrem Drama Not Knowing aus dem Jahr 2019 mit scharfem Blick und feinem Gespür für die Parameter des gezeichneten sozialen Umfelds, welchen Abgrund Umuts plötzliches Verschwinden in das brüchige Gefüge dieser verzweifelten Menschen reißt, die rein gar nichts übereinander zu wissen scheinen. Intensiv gespielt und konsequent zu Ende gedacht, ist das ein Film, der wirklich betroffen macht. 

Anlässlich der Veröffentlichung als Blu ray habe ich Howard Hawks' Screwball-Klassiker Leoparden küsst man nicht nach langer Zeit wiedergesehen - erstaunlich, wie frisch das ausgelassene Liebesgeplänkel zwischen Katharine Hepburn und Cary Grant auch nach unglaublichen 85 Jahren noch wirkt. Präziser lassen sich Wortwitz und Pointen einfach nicht setzen und mit größerer Coolness im allgemeinen Tumult der Überblick nicht bewahren.

Natürlich wäre es heutzutage ein absolutes No go, die Titelrolle des indischen Kleindarstellers, der sich als Der Partyschreck entpuppen wird, mit dem geschminkten Peter Sellars zu besetzen. Trotzdem ist Blake Edwards' überdrehte Komödie aus dem Jahr 1968 auch nach ich weiß nicht wie oftmaliger Ansicht nach wie vor von absurder Brillanz. Zu Beginn schmeißt Sellars' endloser Trompetentod eine Filmszene, in der Folge verwandelt er eine ganze Hollywoodvilla in ein Schaumbad. Die Gags werden mit unnachahmlicher Nonchalance serviert und dazwischen swingen die Sixties ganz gehörig.

Die Utopie einer Schule, in der sämtliche Schüler und auch der Lehrkörper schwul sind, gerät der schwedischen Regisseurin Ylva Forner in The Schoolmaster Games zur inkohärent-sinnleeren Schwafelei über Homosexualität und vorgebliche Freiheit des Denkens und der Gefühle. Eifersucht und Lügen der Schüler untereinander weiten die Risse unter der scheinbar perfekten Oberfläche, ein traumatisierter Direktor verbrennt in seiner Obsession zu einem schönen Burschen wie das Schulgebäude am Schluss. Das ist weder wirklich dramatisch, noch intelligent, nicht witzig oder sexy, sondern amateurhaft und furchtbar fad.  

Was die Inszenierungen des amerikanischen Regisseurs Darren Aronofsky betrifft, sind wir von Filmen wie Requiem for a Dream (2000) die visuell besonders reizvolle Erarbeitung seiner Stoffe gewohnt. Ganz anders verhält es sich bei seinem neuesten Streifen The Whale; hier ging Aronofsky zurückhaltender, man könnte auch sagen: einfallsärmer, vor. Die letzten Tage des extrem übergewichtigen Englischlehrers Charlie, der die verzweifelte Trauer über den Freitod seines Partners im wahrsten Sinne des Wortes in sich hineinfrisst, basiert auf einem Theaterstück und versucht dies auch nicht zu leugnen - was hier sogar sehr stimmig erscheint, reflektieren die bühnenartig-beengten Verhältnisse von Charlies Wohnung, die zudem im Bildformat 4:3 wiedergegeben werden, auch seine ganz persönliche Ausweglosigkeit in der Gefangenschaft in seinem monströsen Körper und dem, wozu sich sein Leben entwickelt hat. Die Geschichte von Charlies Versuchen, den Kontakt zu seiner ihm entfremdeten Tochter wiederherzustellen, ist arg konstriert; jede der fünf Hauptpersonen hat ihren großen Auftritt und einen arienhaften Rechtfertigungsmonolog. Doch Brendan Frasers oscargekrönte Darstellung, das beredete Spiel seiner Augen, die tiefe Menschlichkeit seines Charakters und dessen - ja, auch das - immer wieder aufflackernde Selbstironie lassen letztlich sämtliche Einwände vergessen und rühren uns zu Tränen.

Die Auftragskillerin mit dem engelsgleichen Gesicht und der ständig wechselnden extravaganten Retro-Garderobe und die MI6-Agentin auf ihrer Spur quer durch Europa: Jodie Comer und Sandra Oh ergehen sich in der britischen Serie Killing Eve (2018-2022) in einem fintenreichen Katz-und-Maus-Spiel, das mit sarkastischem Witz, spannenden Wendungen und dem immer intensiveren Wechselbad einer komplexen Beziehung wirklich Spaß macht, bevor es in den letzten Folgen in dem Unvermögen versandet, rechtzeitig am Ende der dritten Staffel einen Schlusspunkt gesetzet zu haben. 

The Mother ist ein Jennifer-Lopez-Vehikel, in dem so gar nichts auch nur einen Hauch von Glaubwürdigkeit und Authentizität atmet - nicht die Figur der Ex-Soldatin, die ihre Tochter aus einem Zeugenschutzprogramm holt und in der Folge vor allerlei Profikillern beschützen muss, nicht die Beziehungsebene zwischen den Figuren und auch nicht die Actionszenen; alles wirkt bloß behauptet, nichts echt und nichts ist auch nur ansatzweise nachvollziehbar.

Was ist Lüge und was Wahrheit, existiert so etwas wie letztere überhaupt, und wie gehen Menschen mit dem Gefühl der Unsicherheit um, im Graubereich zwischen diesen beiden Polen gefangen zu sein? Mit dem für ihn gewohnten inszenatorischen Understatement und der in Spannung gehaltenen Bedächtigkeit, aus der sich die Charaktere und die Beziehungen zwischen ihnen allmählich entwickeln, erzählt der japanische Regisseur Hirokazu Koreeda in seinem Kriminaldrama The Third Murder aus dem Jahr 2017 von einem Anwalt und seinem Mandanten, der bei der Festnahme einen Mord gesteht, dieses Geständnis jedoch während der Gerichtsverhandlung widerruft. Ein schwebender Zustand der Verunsicherungen, der in einem Schlussdialog zum Niederknien mündet, in dem die Gesichter von Anwalt und Verurteiltem in der Spiegelung einer Scheibe für kurze Zeit übereinanderliegen, nur um daraufhin endgültig wieder auseinanderzudriften. 

Und noch eine von Hirokazu Koreedas Arbeiten: In After the Storm aus dem Jahr 2016 treffen während des im Titel angesprochenen Taifuns ein erfolgloser Schriftsteller, seine Ex-Frau und sein elfjähriger Sohn in der Wohnung seiner betagten Mutter zusammen. Die Familienaufstellung während einer Sturmnacht gerät Koreeda so unaufgeregt, wie wir es von seinen Filmen gewohnt sind. Hellsichtig für die sozialen Hintergründe und die Beziehungen innerhalb dieser Familie, in kurzen Blicken, kleinen Gesten und Worten, wie sie im Alltag eben so fallen, offenbart sich das Zwischenmenschliche auf fast beiläufige, nie jedoch banale Weise. So gerät das eigentlich Ereignislose zum stillen Meisterwerk.

Ein sechzehnjähriger Bursch, dessen großer Traum es ist, eine Drag Queen zu werden, seine ihn ohne Wenn und Aber unterstützende Mutter, der homphobe Vater, eine beste muslimische Freundin, Mobbing durch den Schul-Bully und zum Finale ein wahres Happening an allgemeiner Toleranz ... die Charaktere in der Verfilmung des britischen Bühnenmusicals Everybody's Talking about Jamie (2021) und die Situationen, in die diese geraten, kommen uns doch recht bekannt vor. Alles sehr vorhersehbar, ebenso wie die Musik im Pop-Stil; allein der Charme des Hauptdarstellers Max Harwood sticht aus dem Einheitsbrei hervor. 

Was mich beim Ansehen von The King's Man: The Beginning bei der Stange gehalten hat, war die Frage, ob es die nächste Szene noch schaffen würde, die vorhergegangene bezüglich Schwachsinn zu übertreffen. Und ja, der Level an Dummheit des Prequels der beiden doch sehr vergnüglichen Vorgängerfilmen steigert sich, was die zur Karikatur verzerrten Charaktere vom Thronfolger Franz Ferdinand über die Vertreter diverser Herrscherhäuser bis zu Rasputin, aber auch die völlig unglaubwürdige Action betrifft, bis zum lächerlichen Finale ins schier Grenzenlose. 

Irre ich mich, oder gehen den Streamingsdiensten in letzter Zeit die Ideen aus? Diesmal hat sich Netflix der Geschichte um den mit seinem pubertären Besitzer sprechenden Penis angenommen. Harte Jungs hieß der dazugehörige Film im Jahr 2000, das war damals originell und eine Fortsetzung gab es auch schon; und nun eben Hammerharte Jungs. Die Neuerung: Mittlerweile haben wir es auch mit einer sprechenden Vulva zu tun. Der größte Schwachpunkt ist, wie so oft in Teenie-Stoffen, der eklatante Altersunterschied zwischen vielen der Charaktere und ihren Darsteller:innen. 

Wenn Christian Bale in dem historischen Kriminalfilm Amsterdam von David O. Russell fürs peinliche Overacting samt (Glas)Augenrollen bezahlt wurde, war die Arbeit für ihn wohl ziemlich lukrativ; im Gegensatz zu ihm zeigt John David Washington ein Einheitslächeln mit null Charakter unter der Oberfläche. Zwei Veteranen des Ersten Weltkriegs als Aufdecker einer faschistischen Verschwörung in den USA der 1930er-Jahre - in endlosen Dialogszenen umständlich zerredet und durchsetzt von hilflosen Versuchen von Komik. Langweilig.

Aaron Piper, den wir aus Elite kennen, spielt die Hauptrolle in der Kriminalserie Stumm, einen jungen Mann namens Sergio, der der Mordes an seinen Eltern bezichtigt wird. Die interessante Prämisse der Verweigerung der Kommunikation wird nicht lang durchgehalten, die Überwachung durch eine Psychologin und ein Team der Polizei erscheint in ihrem Aufwand maßlos übertrieben, die ständigen langwierigen küchenpsychologischen Erklärungen killen die Spannung. Enttäuschend.

Bei Prey (2022) handelt es sich um den fünften Eintrag in der Predator-Reihe und gleichzeitig um das Prequel zu den vier vorangegangenen Teilen. Das Alien landet hier im 18. Jahrhundert im Stammesgebiet der Komantschen und hat die Rechnung nicht mit einer toughen jungen Frau gemacht. Abgesehen von diesem Kniff ist alles wie gehabt und aus diesem Grund nicht gerade weltbewegend.

Der eine ein besonnener Typ, der andere ein Draufgänger, zusammen stellen sie sich einem mafiösen Kredithai entgegen. Die beiden südkoreanischen Stars Woo Do-hwan und Lee Sang-ji boxen sich in coolen Choreografien durch die eher abgedroschene und unnötig in die Länge gezogene Handlung der Netflix-Serie Bloodhounds, in der zuweilen wahre Logikkrater gähnen. Aufregend ist das nur während der Kampfszenen, das sympathische Zusammenspiel der beiden Darsteller in ihrer Bromace macht dies zum Teil wett.

Ein Dorf nahe des Vorzeigeprojekts einer Mülldeponie und dort die illegale nächtliche Ablagerung von Giftmüll, ein junger Mann (Katayama Yu), bislang immer der Geprügelte, der durch Vorkommnisse aus der Vergangenheit an diesen Ort gebunden zu sein scheint, nach dem Auftauchen einer Jugendfreundin aber Hoffnung auf Veränderung schöpft: The Village des japanischen Regisseurs Michihito Fuji nimmt sich Zeit zur Entwicklung eines gesellschaftlichen Sittenbildes und weiß durch seine interessante Erzählstruktur einzunehmen.

Die ausgezeichnete Netflix-Doklumentation Eldorado - Alles, was die Nazis hassen führt in das blühende queere Leben im Berlin der Zwischenkriegszeit, in dem sich so unterschiedliche Persönlichkeiten wie der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld und der SA-Verbrecher Ernst Röhm in dem titelgebenden Nachtklub bewegten, einem Zufluchtsort für Schwule, Lesben und Transgendermenschen jener Tage - bevor diese von den Nationalsozialisten im Versuch, Homosexualität zu vernichten, im wahrsten Sinne des Worters niedergeprügelt wurden. Gut recherchiert, informativ, erschütternd und sehr berührend.

Gefühlt die Hälfte des Horrorthrillers Underwater - Es ist erwacht aus dem Jahr 2020 verbringt Kristen Stewart in knapper Unterwäsche, was für viele sicherlich dem  Augenweidefaktor des Films zugute kommt. Die restliche Zeit ist sie in einem klobigen Schutzanzug auf der Suche nach einem funktionierenden Rettungspod, denn von Tiefseebohrungen aufgeschreckte Monster sind bei der Demolierung der Unterwasserstation recht rege. Alien und Abyss lassen grüßen, die Spannungsklasse der großen Vorbilder wird aber nicht einmal ansatzweise erreicht.

Eine Gruppe Schwerverbrecher auf einem Containerschiff von den Philippinen nach Südkorea und dazu eine moderne Genmanipulations-Version von Frankensteins Kreatur mit gewaltigen Kräften: Der Martial-Arts-Slasher Project Wolf Hunting erweist sich als extrem brutale Spannungsmaschine mit immensem Blutzoll. 

Die stetige Untreue seines Partners veranlasst den Stuntman Andrew (sympathisch: Keyinan Lonsdale), einen perfekten virtuellen Freund zu ersinnen - mit unerwarteten Konsequenzen. My Fake Boyfriend ist eine ganz nette, vorhersagbar-banale queere Komödie um die Schwierigkeiten der Liebe in sozialen Medien und dem wirklichen Leben. 

Ridley Scotts House of Gucci ist ein endlos zerdehntes Society-Drama rund um die Ermordung des Chefs des im Titel genannten Modehauses. Lady Gagas Bemühungen in der Interpretation ihrer Rolle als dessen Ehefrau und Mörderin erscheinen ins zuweilen Laienhafte übertrieben, darüber hinaus wird geredet und geredet und ... Die Kürzung des Films um eine Stunde hätte ihn unter Umständen in den Bereich des Knackigen verschoben.

Der amerikanische Regisseur Todd Field scheint, was seine Projekte betrifft, äußerst wählerisch zu sein; die Qualität seiner Arbeiten gibt ihm aber immer wieder recht. Nach Meisterwerken wie In the Bedroom (2001) und Little Children (2006) entwirft er mit dem Drama Tár das grandiose Porträt einer Figur am Rande des Abgrunds. Cate Blanchet brilliert in der Rolle der gefeierten titelgebenden Dirigentin zwischen nach außen gezeigter Arroganz und inneren Unsicherheiten, was die Beziehung zu ihrer Partnerin, aber auch zu wechselnden Liebschaften betrifft. Ein sowohl intellektuell, als auch emotional auf den Punkt gebrachter Beitrag zur Missbrauchsdebatte, zudem von der österreichischen Cutterin Monika Wille in einem Rhythmus geschnitten, der einen unglaublichen Sog erzeugt. 

Atypische Familiensituationen sind typisch für das Werk des japanischen Regisseurs Hirokazu Koreeda. In seiner neuesten Arbeit Broker - Familie gesucht schickt er zwei Freunde, die für in einer Babyklappe abgelegte Kinder an Interessenten verkaufen, eine junge Mutter mit mörderischem Hintergrund, die ihr Baby zurückmöchte, und einen kleinen Waisenbub auf eine Reise quer durch Südkorea - und zudem zu sich selbst und ihren Bedürfnissen nach so etwas wie familiären Beziehungen und Zusammenhalt. Eine liebevoll-berührende Geschichte: Die Szene im Riesenrad, in der es um Schuld und die Möglichkeit von Vergebung geht, oder jene, in der sich die Mitglieder dieser Familie auf Abruf bei einander bedanken, geboren worden zu sein, sind reinste Kinopoesie.

Dass sich hinter Elijah Canlas' pausbäckiger Cuteness ein überaus talentierter junger Darsteller versteckt, wissen wir seit der erfrischenden philippinischen Lockdown-Serie Gameboys aus 2020. Bereits ein Jahr davor überzeugte er in der Titelrolle des in feinen Schwarz-weiß-Bildern gehaltenen Dramas Kalel, 15 als Bursch, der sich mit der Diagnose HIV konfrontiert sieht, zudem mit den zerrütteten Verhältnissen seiner Familie, der Drogensucht seiner Schwester, dem Mobbing durch seine frühere Freundsgruppe und der Möglichkeit, seine Freundin infiziert zu haben. Zu Beginn beobachten wir Kalel eher aus der Halbtotalen, oftmals durch Fensterscheiben oder durch Türen - wie die Fremden, zu denen er in Onlineforen Kontakt sucht, kommen wir ihm nicht ganz nah. Als ihm dann die Probleme die Luft abzuschnüren drohen, verengt Regisseur Jun Lana das Filmformat auf ein Quadrat und wir sind ganz bei ihm. Erschütternd das Schlussbild, als wir vermeinen, Kalel hätte im wieder wie ursprünglich breiten Format seinen persönlichen Ausweg gefunden - und dann realisieren müssen, dass ihn die Umstände dazu zwingen, sich zu prostituieren. 

So frisch wie vor über achtzig Jahren: Auch beim Wieder-wieder-wiedersehen ist Frank Capras schwarzhumoriger Komödienklassiker Arsen und Spitzenhäubchen aus dem Jahr 1941 ein unwiderstehliches Vergnügen. Präziser als von Cary Grant als Theaterkritiker Mortimer Brewster, dessen Bruder, der glaubt, Theodore Roosevelt zu sein, Peter Lorre als stets alkoholisiertem Doktor und den beiden liebenswerten Tanten Abby und Martha mit zahlreichen, im wahrsten Sinne des Wortes, Leichen im Keller lassen sich trockene Pointen nicht setzen. Herrlich die Szene, in der sich Cary Grant über die Dummheit von Charakteren in Theaterstücken lustig macht, ohne zu realisieren, dass er selbst im nächsten Moment gefesselt dasitzen wird. Wenn auf einen Film die Bezeichnung "unsterblich" passt, dann wohl auf diesen.

Wieder mal hat Netflix eine Multimillionendollar-Produktion gehörig in den Sand gesetzt. Heart of Stone, Action-Vehikel für "Wonder Woman" Gal Gadot als toughe Doppelagentin, ist mehr schlecht, als recht von Bond, Bourne und Mission Impossible zusammengestohlen - im gesamten Film findet sich keine einzige originelle Idee, weder inhaltlicher, noch visueller Natur. Übertrieben-künstlicher Computerfirlefanz setzt dem Ganzen dann die Krone auf. Was inmitten des sündteuren Getöses bleibt, ist Langeweile.

Mit Scream 5 wissen wir nun also, dass der Killer unter seiner schwarzen Kutte eine kugelsichere Weste trägt. Weiters gibt er die Erkenntnis von sich, dass es seit dem ersten Eintrag in die Filmserie keine gelungene Folge mehr gegeben habe, und womit er recht hat, hat er einfach recht. Der Rest bringt den originalen Cast mit Neuzugängen wie "Wednesday" Jenna Ortega zusammen und schwankt zwischen blutigen Einfällen und unfreiwilliger Komik. 

Der siebzehnjährige Paul (Jonas Holdenrieder) ist ein undurchsichtiger Einzelgänger, in dessen Umfeld sich mysteriöse Dinge abspielen. Rund um die Frage, wer des Nachts von einer Brücke Steine auf Autos wirft und wer für das spurlose Verschwindes des Mitschülers David verantwortlich ist, ließe sich eine spannende Geschichte aufbauen. Doch Regisseur Christian Schäfer weiß die anfangs stimmungsvoll aufgebaute unheilvolle Atmosphäre seines in der deutschen Provinz angesiedeltem Coming of Age-Krimis Trübe Wolken nicht zu nutzen. Stattdessen verrennt er sich in Andeutungen, die auf nichts hinauslaufen, und auch die Figur des Paul wird nicht weiterentwickelt. Einige Nebenfiguren wie der Direktor, ein Kommissar und die Stiefmutter sind zudem bis zur Karikatur überzeichnet, was dem Film Einiges an Glaubwürdigkeit kostet.

Ziemlich verrückt geht es in der taiwanesischen Geisterkomödie Marry My Dead Body zu. Ein homphober Polizist und ein durch einen Unfall mit Fahrerflucht zu Tode gekommener junger Schwuler werden von der Oma des Letzteren miteinander verheiratet und machen sich flugs auf die Suche nach dem Schuldigen. Das anfängliche Tempo kann nicht die gesamte Laufzeit gehalten werden, doch liebenswert unterhaltsam ist der Film allemal - vorausgesetzt, man goutiert diese asiatische Art von Humor. 

Selbst wer Horrofilme so mag wie ich, wird zugeben, dass ein Großteil der beliebten Slasher zuweilen durchaus von unfreiwilliger Komik durchzogen sind. Eine Persiflage wie You Might Be the Killer als dem Jahr 2018 hat es da natürlich schwer. Die Aufrollung der Story im Sommercamp samt irrem Mörder in Form von Rückblicken während eines Telefongesprächs ist anfangs unterhaltsam, bald aber reiht sich ein Stereotyp an das nächste. 

Zugegebenermaßen kann ich - mit Ausnahmen wie A History of Violence (2005) - mit den Arbeiten des kanadischen Regisseurs David Cronenberg nicht viel anfangen; zu gekünstelt und versponnen ist mir seine, von manchen Cinephilen jedoch geschätzte, Erzählweise. In seinem neuesten Body Horror Crimes of the Future outrieren Léa Seydoux und Kristen Stewart aufs Übelste, Viggo Mortensen als Künstler, der "die Metamorphose seiner Organe in avantgardistischen Performances" (Pressetext) zeigt, agiert hingegen wie auf Schlaftabletten. Umständlich und langatmig.

Wie auf einer Checkliste hakt Regisseur Craig Johnson in seiner romantischen Teenie-Komödie Alex Strangelove aus 2018 die althergebrachten Bestandteile seiner Coming-out-Geschichte ab. Es geht um die Irrungen und Verwirrungen des titelgebenden Protagonisten, der eigentlich Truelove heißt, eine solche aber erst finden kann, nachdem er sein wahres Ich akzeptiert hat. Ohne den Funken einer eigenständigen Idee, leider auch ohne jene Art von Charme, die Letzteres wettmachen könnte.

Die Vermutung, dass die beiden Komödienveteranen Steve Martin und Martin Short plus ihr jüngerer Aufputz Selena Gomez als gewitztes Amateurdetektivtrio in der Krimiserie Only Murders in the Building beim Dreh einen Heidenspaß gehabt haben, liegt angesichts des vergnüglich-outrierten Chaos nahe. In der ersten von bislang drei Staffeln um Morde in einem fancy Apartmenthaus in Manhattan sind die Pointen punktgenau und mit Gusto gesetzt, in der zweiten erweisen sich die Rückblenden zu Hintergrundgeschichten der Charaktere als Hemmschwellen des more of the same, ab und zu jedoch wissen uns wirklich originelle und skurrile Einfälle zu amüsieren. In der dritten Staffel läuft die Sache bei der mit Hindernissen überfrachteten Produktion eines Broadwaymusicals wieder zur Hochform auf.

Der Versuch des deutschen Regiedebütanten Florian Sigl, Mozarts Zauberflöte in ein modernes filmisches Gewand betitelt The Magic Flute zu verpacken, ist ziemlich daneben gegangen. Die altbackene, mit Pop-Melodien aufgemotzte Rahmenhandlung vom Musikstudenten im Internat auf der Festung Hohenwerfen und seinen Abenteuern samt Opernarien in einer fantastischen Gegenwelt spießt sich an allen Ecken und Enden, nichts an diesem Streifen greift auf glaubwürdige Weise ineinander, alles bleibt bloße Behauptung, hölzern und fad. Selbst Jack Wolfe, hinreißend aus der zweiten Staffel von Shadow and Bone in Erinnerung, zeigt zwar gesangliches Talent, wirkt die meiste Zeit aber eher unbeholfen. 

Natürlich gibt es auch in der vierten und letzten Staffel der Netflix-Serie Sex Education witzige Einfälle, doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, das meiste in vorhergehenden Folgen bereits gesehen zu haben - und damals mit mehr Esprit und Originalität. More and more of the same also für Otis und seine Mutter, die sich beide auf ihre ganz eigene Weise in der Sexualberatung umtun. Die Freundesclique besucht ein College zur Maturavorbereitung ohne jedes auch nur geringste Anzeichen von  Leistungsanforderung, und wenn sich der diverse Cast, der sich in Wirklichkeit altersmäßig auf die Dreißig zubewegt, als Teenager ausgibt, wirkt das zuweilen lächerlich. 

Die Ansicht seines neuesten Werks legt die Vermutung nahe, dass das Format eines Kurzfilms für den Stilisten Wes Anderson und seinen überbordenden Reichtum an kauzigen Ideen wie gemacht ist. In der Kürze liegt bei der kleinen Reihe von vier Adaptionen von Stories von Roald Dahl die Würze. Geschichten in Geschichten, die Relph Fiennes als Onkel Roald erzählt, in betont künstlichen Kulissen vom Darstellerensemble um Benedict Cumberbatch, Ben Kingsley und Dev Patel dargebracht. Der erste Eintrag, Ich sehe was, das du nicht siehst, dreht sich um die Fähigkeit, mit geschlossenene Augen sehen zu können. Der zweite Eintrag dieser kleinen Serie trägt den Titel Der Schwan und handelt von einem kleinen Buben, der von zwei älteren Burschen gepeinigt wird und dabei großen Mut beweist. Im dritten geht es um das tödliche Gift einer Schlange unter der Bettdecke. Und richtig gruselig wird es in der letzten Geschichte Der Rattenfänger, der Twist am Schluss ist bitterböse. Vielschichtig aufgearbeitet, voller makabrer Details und launig-sarkastischem Humor auf der visuellen wie auch der intellektuellen Ebene.

Um den Mord an einer jungen Immobilienmaklerin dreht sich der überambitionierte Kriminalfilm Reptile des Videoclip-Regisseurs Grant Singer. Dass nichts ist, wie es scheint, realisiert der Cop Benicio del Toro, braucht dazu jedoch weit mehr als zwei Stunden, die sich nach einem atmosphärisch dichten Beginn bei dialoglastigen Pokerspielen und düsteren langen Blicken alsbald zu ziehen beginnen. Justin Timberlake und Michael Pitt sind unterforderte Stichwortgeber, und ob ich am Schluss wirklich alle Bezüge verstanden habe, kann ich jetzt noch nicht sagen.

Die Produktion der französischen Netflixserie Lupin rund um den von Omar Sy verkörperten Meistereinbrecher hatte durch Corona-Verzögerungen immer wieder mit gewaltigen Problemen zu kämpfen. Die nun vorliegende dritte Staffel aber ist wie aus einem Guss und weiß ihre Stärken auszuspielen: Ein Krimi mit Charme und Flair, eine flotte Inszenierung, Spannung um coole Heists, also gefunkelt geplante Einbrüche zwecks Diebstahls etwa einer schwarzen Perle, eines besonders wertvollen Armbandes und eines Monet, und dabei jede Menge Tricks und Twists; auch die Besetzung der Figuren im jugendlichen Alter ist exzellent gelungen. Das alles macht Spaß und ist sehr unterhaltsam. 

Die Sechziger im Kaff Siegheilkirchen: Der österreichische Animationsfilm Rotzbub aus dem Jahr 2021 führt uns direkt hinein in den Mikrokosmos des damals bereits verstorbenen Karikaturisten Manfred Deix, der als Darstellung der braunen Flecken und der Scheinheiligkeit eines ganzen Landes dekodiert werden will. Mit sarkastischer Überspitzung treffen Deix und Regisseur Marcus H. Rosenmüller die Borniertheit von Teilen der Nachkriegsgeneration, mit einem liebenswerten Grinsen begleiten sie den pubertierende Titelhelden auf seinem Weg des Ausbruchs aus diesem kleingesitigen Gefängnis und hin zur künstlerischen Selbstbestimmung.  

Jake Gyllenhaal als US-Marine, der gemeinsam mit seinem afghanischen Dolmetscher Ahmed (Dar Salim) in einen Hinterhalt und dabei weit hinter die Linien einer unsichtbaren Front gerät: Der amazon-Produktion Der Pakt ist die Handschrift des Regisseurs Guy Ritchie (sarkastischer Humor in einem Schnitt-Stakkato) nicht anzusehen und beschäftigt sich auf sehr ernsthafte Weise mit der Problematik der bei dem hastigen Abzug der alliierten westlichen Mächte - man könnte es auch die kopflose Flucht vor den Taliban nennen - zurückgelassenen Hilfskräfte und ihrer Familien. Zudem ist die Sache ziemlich spannend geraten. 

Nichts Neues unter der Sonne - das war leider mein Fazit nach der Sichtung des allenthalben als Action-Highlight angekündigten und meist auch als solches rezipierten Tom-Cruise-Vehikels Mission Impossible: Dead Reckoning Teil 1. Schöne Bilder, ja; auch sehr solide Action, meistens hands-on inszeniert, das macht Freude. Doch Cruise und sein Regisseur Christopher McQuarrie gelingt es nicht, aus den Figuren, die einander um den halben Globus jagen, etwas anderes als fade Eindimensionalität herauszuholen, was unsere Empathie für die einen und die Angst vor den anderen gar nicht erst aufkommen lässt. Der Plot um ein Computerprogramm, das die Weltherrschaft an sich zu reißen droht, ist für einen Film dieses Genres nicht griffig und anschaulich genug, voller Logiklöcher und wird zudem immer wieder so langwierig durchgekaut, dass die Spannung dabei in sich zusammenfällt. Besonders enttäuschend war für mich aber, dass nicht nur ein goldener Schlüssel in zwei Teilen immer wieder gestohlen wird, sondern im Grunde genommen auch sämtliche Ideen für die Actionszenen nicht auf dem eigenen Einfallsreichtum gewachsen sind. Jagd auf Roter Oktober, Indiana Jones, The Italian Job, Fast and Furious und Jurassic Park, Buster Keatons Der General und mehrfach Bond, alles schon gehabt - in der Zugszsene bedient sich der Streifen sogar vom ersten Teil der eigenen Reihe. Mit dem Dampflok durch die österreichischen Alpen, die so gar nicht nach diesen aussehen, der schlechte Schnitt, der sogar die Klippenszene mit dem Motorrad ruiniert - reines Getöse ohne Basis und deshalb aus den Augen und auch schon wieder aus dem Sinn.

Der zwölfteilige Star Wars-Serien-Spin-off mit dem Titel Andor bezieht sich auf den Namen des Titelhelden und erzählt die Vorgeschichte zum gelungenen Kinofilm Rogue One aus dem Jahr 2016. Unwirtliche, nebelverhangen-regnerische Szenerien, heruntergekommene Gebäude, ein darbendes Volk, dazu ein stotternder Droide, prominent besetzte Nebelrollen und im Zentrum all dessen Diego Luna, der sich zu jenem Rebellen mausert, der, wir wissen es, eines Tages die Baupläne des Todessterns beschaffen wir. Nicht sonderlich aufregend, aber wohltuend realistisch umgesetzt. 

Wir kennen Obi-wan Kenobi als weißbärtigen Mentor von Luke Skywalker aus der ursprünglichen Star Wars-Trilogie und auch als Jedi-Lehrer des Kindes und später Jugendlichen Anakin, dem Schüler, der ja schließlich auf die dunkle Seite der Macht abdriftet und zu Darth Vader wird, aus den vorangestellten Teilen. Nun verfolgen wir ihn in einem mit seinem Namen betitelten Sechsteiler, der in einem Zeitraum dazwischen spielt. Keine der Vielzahl an Serien also, die eine Nebenfigur als Cashcow ins Zentrum rücken, diese hier kümmert sich um Hauptcharaktere, die uns am Herzen liegen, zudem mit Ewan McGregor in der tragenden Rolle. Der Laserschwertkampf mit Darth Vader inmitten eines düsteren Waldes aus Felsnadeln ist gelungen, unter dem gespaltenen Helm erspähen wir Hayden Christensens vernarbtes Gesicht. Jedoch findet die Serie keine erzählerischen Details, die die Figuren über die ursprünglichen Filme hinaus vertiefen würden; sie tut aber auch nicht weh, sondern lässt schöne Erinnerungen hochsteigen.

Grogu alias Baby Yoda besiegt ein riesenhaftes Ungetüm und legt sich dann neben ihm schlafen, vorher gibt es Training mit Luke Skywalker, Grogu bleibt dann aber lieber bei seinem Mandalorian, anstatt bei Meister Luke. Ach ja, und es gibt auch einen neuen blauhäutigen Kopfgeldjäger mit spitzen Zähnen, die Figur ist gut gelungen. Abgesehen davon heißt die siebenteilige Serie Das Buch von Boba Fett und ist ziemlich nichtssagend; eines der unnötigen Star Wars-Spin-offs eben.

Entweder Hayden Christensen hat sich extrem gut gehalten oder er wurde per Computer verjüngt, wahrscheinlich Letzteres. Jedenfalls spielt meine Star Wars-Lieblingsfigur Anakin in Ahsoka wieder einmal eine laserschwertschwingende Rolle als Meister der Titelheldin (Rosario Dawson). Diese ist eine Jedi und kämpft inmitten recht kulissenhafter Szenerien an der Seite uninteressanter Verbündeter gegen noch uninteressantere Böserwichter, dazwischen werden dumme Dialogzeilen aufgesagt.

Voller Erwartungen auf eine liebevolle Parodie auf die berühmteste Puppe der Welt, wie sie von so vielen Rezensionen versprochen worden war, war ich bei der Sichtung von Greta Gerwigs immens erfolgreicher Komödie Barbie dann doch ziemlich enttäuscht. Margot Robbie als Titelheldin und Ryan Gosling als ihr frustrierter Gefährte Ken hatten beim Dreh wohl mehr Spaß als ich beim Zusehen. Anfangs trifft die Persiflage auf das Leben in der pinken Plastikwelt noch punktgenau, dann aber werden ein paar küchenpsychologische Weisheiten über Feminismus und das Gegenteil davon schier endlos zerredet und - mit erstaunlich einfallslosen Liedern - zersungen.   

Die Geschichte vom Auftragskiller, der selbst zum Gejagten wird, ist keine neue, doch die inszenatorische Brillanz, mit der David Fincher, Regisseur von Klassikern wie Se7en und Fight Club,  an die Sache herangeht, sucht ihresgleichen. Der Killer zeigt Michael Fassbender in reduzierten Farben in der Titelrolle, ein schweigsamer Mann, dessen kontrollierten Gedankengängen wir immer wieder folgen. Seine Vendetta gegen die Häscher, die seine Frau fast zu Tode bringen, ist stringent und konsequent umgesetzt, wie in einem Fluss und aus einem Guss und von einer beiläufigen Eleganz, die uns ganz hineinzieht in die Psyche eines Mannes, auf dessen Seite wir stehen, obwohl es sich bei ihm doch um einen eiskalten Mörder handelt. 

Lange habe ich die Sichtung von Avatar: The Way of Water hinausgezögert - 193 Minuten Laufzeit erschien mir doch ziemlich lang und schon im ersten Teil von James Camerons Saga um den Planeten Pandora aus dem Jahr 2009 störten mich so manche vor Kitsch triefende Momente. Umso positiver überraschte mich der Streifen dann aber doch. Cameron ist Filmkünstler auf der Suche nach den einzig gültigen Bildfolgen, er ist Weltenerbauer und -verzauberer in gefühlvollen Szenen und Actionzampano im Aufeinanderprallen der friedliebenden Natives auf der einen und des bösen soldatischen Personals auf der Suche nach ausbeutbaren Bodenschätzen auf der anderen Seite. Die Figuren entwickeln Charakter und Tiefe und wirken deshalb weniger künstlich als befürchtet. Die letzte Stunde ist einfach grandios inszenierte Action pur und am Schluss kommt sogar ein wenig Titanic-Stimmung auf. Allein der wuchtige Score erscheint mir recht banal; dennoch hätte ich nie gedacht, dass ich mich auf den nächsten Teil schon freue.

Nichts Neues unter der Sonne des Actionsfilms, kann man in letzter Zeit immer wieder feststellen - nur vorhersagbare Handlungselemente und althergebrachte Figurenkonstellationen. Das ist auch bei Meg 2: Die Tiefe der Fall. Jason Stratham hat es diesmal gleich mit einer ganzen Meute von Megalodons, also urzeitlichen Riesenhaien, zu tun, zusätzlich mit gefräßigen Amphibienbestien und einem gigangtischen Oktopus. Das Ganze ist dermaßen übersteigert, dass es bei ausgeschaltetem Hirn sogar Spaß macht. Ein guilty pleasure also, mit Spielraum nach oben, was das Vergnügen betrifft. 

Ist schon praktisch, wenn einem der Boyfriend fachmännisch den Rucksack für den Schulausflug packt - auf diese Weise haben der schwule Sportlehrer Adam und sein ebenfalls schwuler Schüler Daniel, die in ein weitläufiges Tropfsteinlabyrint abgestürzt sind, beim ausgiebigen Herumirren trockene Sachen, schmackhafte Sandwiches und sogar Schokolade. Der tschechische Regisseur Roman Němec liefert mit Die Höhle eine etwas lang geratene, solide, aber nie überraschende Überlebensgeschichte samt der erwarteten Annäherung der beiden Hauptcharaktere.

Menschenschmuggel an der Grenze zwischen Myanmar und Thailand, Arbeitslosigkeit aufgrund von geschlossenen Sexclubs im Zuge der Covid-Pandemie, korrupte Polizisten, die mit aller Gewalt gegen Menschenrechtsaktivisten vorgehen - der thailändische Regisseur Nontawat Numbenchapol zeigt in seinem Film Doi Boy den jungen Schauspieler Awat Ratanapintha in der Rolle eines Vertriebenen und Sexarbeiters, der in die Konflikte eines Stammkunden (Arak Amornsupasiri) gezogen wird; ein asiatischer Simplicissimus inmitten einer Welt, die für Leute wie ihn nichts übrig hat, der sich dennoch Mühe gibt, darin schlicht und einfach zu überleben und seine Würde zu bewahren. 

Ein um seine verstorbene Ehefrau trauernder texanischer Farmer rettet einen illegal aus Mexiko immigrierten Buben vor einem skrupellosen mexikanischen Kartell - eine der mittlerweile typischen Altersrollen für Liam Neeson. Der Film The Marksman ist genauso, wie sich diese Beschreibung liest, nämlich in jeder Hinsicht 08/15 und in diesem Sinne entbehrlich.

Eine entfesselte Kamera samt waghalsiger Drohnenflüge, ein stakkatoartiger Schnitt, abgefeuerte Kugeln in Zeitlupe, viel Gerumse und Getöse und immer wieder Pathos im Gegenlicht - der Action-Kracher Ambulance hält, was der Name von Regisseur und Produzent Michael Bay verspricht. Jake Gyllenhaal als Drahtzieher eines Bankraubes, der gehörig schiefgeht, und die darauffolgenden zwei Stunden eine einzige Verfolgungsjagd durch halb LA, inklusive einer Operation an Bord des rasenden Rettungsautos. Trotz massiver Logiklöcher kommt, das muss ich zugeben, keine Langeweile auf. 

Jude Law als abgehalfteter U-Boot-Kapitän auf Tauchgang im Schwarzen Meer - ein gesunkener Nazischatz in Form von Goldbarren ruft. Auf die Idee, dass Regisseur Kevin Macdonald für ein Meisterwerk wie Der letzte König von Schottland (2006) oder einen hochkarätigen Politthriller wie State of Play (2009) verantwortlicht zeichnete, würde man bei der Ansicht von Black Sea aus dem Jahr 2014 nicht kommen. Billig in jeder Hinsicht des Wortes.

Ein bissl Agatha Christie in einer angeschiedenen Location, ein bissl Serienkillerthrill in Rückblenden, ein bissl Klimadystopie mit Robotern: Die Miniserie A Murder at the End of the World will sehr viel und weiß für die überlangen sieben Episoden dann doch zu wenig zu erzählen. Anfangs ist man gehooked, dann ärgert man sich über Unlogik und langweilig ausgewalzte Szenen, die nach viel flotterem Erzählen gieren würden. Allein Harris Dickinson weiß durch sein subtiles Spiel zu berühren.

Der türkisch-italienische Regisseur Ferzan Özpetek, das ist kein Geheimnis, hat einige meiner schwulen Lieblingsfilme gedreht, das Melodram Die Ahnungslosen aus dem Jahr 2001 gehört dazu. Die Geschichte einer Frau, die nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes von dessen Doppelleben in einer queeren Community erfährt und sich allmählich mit seinem Liebhaber anfreundet, ist ein Aneinander-Herantasten mit großer Vorsicht und von berührender Zartheit. Die zahlreichen Szenen, in denen sich der Freundeskreis zum Zelebrieren des gemeinsamen Essen versammelt und der Tisch, um den sie beisammen sitzen, zum "safe space", zum Sinnbild ihres Zusammenhalts wird, beschwören die Vorstellung dieser besonderen Art von Familie als seelischem Anker inmitten einer nicht selten feindlich gesinnten Umwelt. Nun stand Özpetek offenbar mehr Geld zur Verfügung und er konnte dieselbe Erzählung im Serienformat, zu sehen auf Disney+, ausbauen - was der Sache nicht wirklich gutgetan hat. Da bekommt jede Nebenfigur ihre eigene soapy Geschichte mit viel Herzklopfen zu Liebesdingen und Trennungstränen und Schmerzen aufgrund von Dismriminierung, was inhaltlich in diesem Genre nichts Neues bringt, aber so ausführlich breitgetreten wird, bis von der eigentlichen Geschichte der beiden Hauptfiguren kaum mehr etwas übrig ist. 

Wenn es mir gelänge, so etwas wie Sympathie für den Schauspieler Nicolas Cage aufzubringen, hätte ich wohl auch Mitgefühl mit der Figur des ehemaligen Starkochs und mittlerweile eigenbrötlerischen Einsiedlers Rob in dem Film Pig aus dem Jahr 2021. Da dies nicht der Fall ist und ich mir bestens den einen oder anderen Darsteller in der Rolle vorstellen könnte, wirkt seine Suche nach seinem geliebten entführten Trüffelschwein auf mich bloß lähmend.

Tom Hardy ist doch eigentlich ein toller Schauspieler, in dem Antisuperheldenvehikel Venom: Let There Be Carnage aus dem Jahr 2021 vergeudet er sein Talent, wie bereits im ersten Teil, aber aufs Gröblichste. Als Wirt für einen dunklen außerirdischen Formwandler stellt er das Zentrum für ein visuell hektisches, aber nicht sondernlich inspiriertes Spektakel dar - und immer, wenn dumme Sprüche geklopft werden, ist's nur noch peinlich.

Ein Film über etwas so visuell Ergiebiges wie einen internationalen Breakdance-Wettbewerb müsste doch eigentlich mitreißende Bilder bringen. Möchte man meinen, ist im Fall von Battle of the Year (bereits 2013 erschienen) aber nicht so. Die Geschichte um die Bildung eines konkurrenzfähigen US-Teams zieht sich nämlich in belanglos-pathetischem Motivationsgerede, das nur ab und zu von kurzen fetzigen Hip-hop-Einlagen unterbrochen wird. Selbst das Tanzfinale ist durch ständige Schnitte sosehr verunstaltet, dass kein genussvoller Gesamteindruck entstehen kann. 

Fans der Rollenspiel-Vorlage mag der Fantasyfilm Dungeons and Dragons: Ehre unter Dieben mit Chris Pine ja gelungen erscheinen, zumindest kann man davon lesen. Zauberer, Druiden, Gestaltwandler und eine Reliquie, die Tote wieder ins Leben zurückzuholen vermag - Nicht-Nostalgikern wie mir erschien die Sichtung eher wie eine Billigversion von Herr der Ringe.

Quentin Tarantinos vehementes Beharren auf der Interpretation, bei Tony Scotts Top Gun aus dem Jahr 1986 handle es sich in Wahrheit um die Geschichte eines zögerlichen Coming out und bei der von Tom Cruise mit jungenhaftem Grinsen dargestellten Figur des Kampfpiloten Maverick um einen verkappten Schwulen, hat mich zu einer erneuten Sichtung nach so langer Zeit gedrängt. Tatsächlich sind die homoerotischen Untertöne sogar offener als gedacht und der Film wirkt zuweilen wie animierte Calvin-Klein-Plakate von Bruce Weber. Diese aufzuspüren und zu decodieren macht Spaß, der ganze Zeitlupen-Gegenlicht-Machoschmarrn drum herum ist in einer solchen unterhaltsamen Lesart auszuhalten.

Um eine Art indisches Grease handelt es sich bei der romantischen Teenager-Musicalkomödie The Archies. Der Titel bezieht sich auf eine Band, deren jugendliche Mitglieder sich zusammen mit ihren Freundinnen und Freunden gegen einen Grundstückspekulanten auflehnen. Dies geschieht in einer Kleinstadt, die den in Asien typischen ehemaligen britischen Luftkurorten ähnelt, in einem charmanten Mix aus Hindi und Englisch und unter dem Anstimmen so manch netten Liedgutes samt passender Choreografie und wird von dem talentierten Cast auf flotte und sehr sympathische Weise dargebracht.

Mit Goddards Außer Atem wurde sie 1960 zur Kultufigur der Nouvelle Vague, in den Siebzigern geriet sie aufgrund ihrer Unterstüttung der Black Panther-Bewegung ins Visier des FBI. Regisseur Benedict Andrews beschreibt in dem Film Jean Seberg - Against All Enemies mit Kristen Stewart in der Titelrolle ihren Weg in die Verzweiflung und stellt ihr Los dem eines Agenten mit Gewissensbissen gegenüber. Allzu brav in Gestaltung und Ausführung, reisst uns das nicht vom Hocker.

Das Stadtkind Pietro und der Kuhhirte Bruno - zwei ganz unterschiedliche Charaktere, die dennoch eine tiefe Freundschaft verbindet, auch bei einem Wiedersehen nach zwanzig Jahren. Felix Van Groeningens Film Acht Berge ist seine erste Arbeit nach dem bewegenden Drogendrama Beautiful Boy (2018) mit Timothée Chalamet. In Cannes mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet, handelt es sich um eine allzu langsam erzgählte Geschichte über Aufbrechen und Zurückkommen, der eine merkliche Staffung und konkretere Dramaturgie gutgetan hätte.

Eine Dystopie aus deutschen Landen - bei wem sich da fast automatisch Vorbehalte einstellen, ist auf der richtigen Spur. Paradise von Regisseur Boris kunz dreht sich um den Verkauf von Lebenszeit, ist mit Kostja Ullmann und Iris Berben zwar prominent besetzt, vermag die spannende Prämisse aber nicht einzulösen. Langatmig und öd, das ist die Lebenszeit beim Zuschauen nicht wert.

Das war mein erster Film im heurigen Jahr: Brad Pitt als Profikiller Ladybug unter einer ganzen Reihe von Berufskolleg:innen auf rasanter Fahrt im japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen. Bullet Train von Regisseur David Leitch punktet mit sarkastischen Sagern und atemloser Action, ziemlich blutig und verrückt, doch auch ganz einfach sehr vergnüglich.

Als selbstironisch dürfen wir den Titel des Films Massive Talent auffassen, spielt darin doch Outrierungsspezialist Nicolas Cage die Hauptrolle. Er gibt einen Star mit beträchtlichen privaten und beruflichen Problemen, der aus letzteren das Angebot eines reichen Fans annimmt, als Gast auf seiner Geburtstagsparty aufzutreten. Dass er sich alsbald als Gangster entpuppt und Cage als CIA-Agent angeworben wird, leitet die Handlung von der Persiflage zur Action und den Level an Amüsement von anfangs recht hoch in Richtung mittelprächtig.

Spät, aber doch, habe ich No Country for Old Men nachgeholt, das meisterhafte Thrillerdrama der Coen-Brüder aus dem Jahr 2007. Jarvier Bardem, Tommy Lee Jones und Josh Brolin in einem bitterböse Katz-und-Maus-Spiel um Drogenschmuggel, Auftragsmord und verlorene Hoffnungen an der texanischen Grenze zu Mexiko, triefend von Sarkasmus und Blut. Da hat zur Abwechslung einmal der richtige Film den Oscar gewonnen.

Auf Hitchcocks Spuren - Die Frau im Nebel ist ein geheimnisvoller, elegant gestalteter und atmosphärisch ungemein dichter Film noir um die Liebe eines Kommissars zu einer Mordverdächtigen. Ein weiteres Meisterwerk des südkoreanischen Ausnahmeregisseurs Park Chan-wook (Oldboy, Lady Vengeance), dessen grandiose Bildsprache und geradezu hypnotische Erzählweise ihren ganz eigenen Sog erzeugen. Ein Film, fast zu schön, um wahr zu sein.

Endlich habe ich den Hongkong-Klassiker Infernal Affairs aus 2002 nachgeholt, die Vorlage zu Scorseses Oscargewinner Departed. Zwei Polizisten auf verschiedenen Seiten des Gesetzes: Hochspannend, geradlinig, cool - knackiger kann Gangsterkino nicht sein. Die beiden langatmigen Fortsetzungen hingegen kann man getrost vergessen.

Maos letzter Tänzer aus dem Jahr 2009 erzählt die authentische Geschichte des Ballettänzers Li Cunxin und seinen Weg aus der chinesischen Provinz auf die Bühnen der Welt. Die herausragende Leistung des Hauptdarstellers Chi Cao trotzt Bruce Beresfords biederer Inszenierung.

Die Familie, der Beruf, das Älterwerden, die innere Leere: Vier Männer in der Krise und die Frage, ob sich das alles mit Alkohol nicht leichter bewältigen ließe. 2021 mit dem Fremsprachen-Oscar ausgezeichnet, entwirft  Der Rausch des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg eine berührende und sehr erwachsene Studie über die Suche nach nichts weniger als Sinn im Leben.

Joaquin Phoenix als einsamer Verfasser von Liebesbriefen, der sich in eine künstliche Intelligenz namens Samantha verliebt: Die sehnsuchtsvolle Tragikomödie Her von Spike Jonze aus dem Jahr 2013 ist ein originelles, mittlerweile aber gar nicht mehr so futuristisches Gedankenexperiment von entlarvender Intelligenz.

Auch ein begnadeter Filmemacher kann einmal total danebengreifen. Der Monsterreißer The Host (2006) des südkoreanischen Parasite-Regisseurs Bong Joon-ho war an den Kinokassen immens erfolgreich, hat uns aber genreimmanent nichts Neues zu erzählen und scheitert an CGI-Animationen zum Fremdschämen.

Und noch ein Film aus dem Werk von Bong Joon-ho: Bei Mother aus dem Jahr 2009 handelt es sich um eine Mischung aus Kriminalfilm und Sozialdrama. Eine Mutter macht sich auf, die Unschuld ihres geistig zurückgebliebenen und des Mordes bezichtigten Sohnes zu beweisen. Eine vielschichtige Charakterstudie über gesellschaftliche Isolation, in stilvoll komponierten Bildern erzählt.

Feen mit durchscheinenden Flügeln und gehörnte Wesens namens Pucks, die in Ghettos eines von Menschen errichteten dikatorischen Regimes ihr Dasein fristen müssen: In der ersten Staffel punktet die Steampunk-Serie Carnival Row nach einer Idee von Guillermo del Toro mit ihrer visuell ansprechenden Umsetzung und Referenzen zu den Mechanismen autokrater Systeme, in der zweiten zündet die Geschichte trotz eines coolen Monsters aufgrund der fehlenden Chemie zwischen einigen Hauptfiguren und zuweilen endlos-redundanter Dialoge nur in Ansätzen.

Home invasion der digitalen Art: Im südkoreanischen Thriller Unlocked bricht ein Hacker in das Handy und damit das Leben einer jungen Frau ein - und entpuppt sich alsbald als irrer Serienmörder mit lächelndem Gesicht. Durchaus spannende Netflix-Unterhaltung, die in uns ein flaues Gefühl ob der eigenen Handynutzung erzeugt.

Eine abgelegene Insel, ein hippes Restaurant, eine illustre Gästeschar und Ralph Fiennes als Küchenchef mit extremem Perfektionswahn: The Menue von Regisseur Mark Mylod ist eine bitterböse Farce auf die Auswüchse von Haute cuisine und den dazugehörenden typischen Kundenstock, die mit unbeirrbarer Konsequenz bis hin zum blutigen kulinarischen Alptraumfinale zelebriert wird. 

Nein, das allerortens apostrophierte neue Meisterwerk des Get Out-Regisseurs Jordan Peele ist Nope nicht geworden. Die Mischung aus Horror, Western und Science fiction erzählt von mysteriösen Erscheinungen am Himmel über einer abgelegenen Pferderanch. Das Spiel um den Blick auf uns und unseren Blick auf Dinge, die sich außerhalb unseres Verstehens abspielen, ist zu Beginn durchaus herausforderndes Kino. Mit dem Auftauchen des lächerlich designten UFOS driftet das Ganze aber in hilfloses Durcheinander ab.

Es gibt auf der einen  Seite liebevolle Zitate aus Klassikern, die in neue Filme eingebaut sind, auf der anderen wird das unkundige Publikum für dumm verkauft und Ideen von früher als eigene ausgegeben. Auf solche Weise bedient sich der Actionreißer John Wick 4 gleich zu Beginn bei dem fatamorganaartigen Näherkommen aus der Wüste in einem der besten Filme aller Zeiten, David Leans legendärem Lawrence von Arabien (1962). Was folgt, ist das übliche ultrabrutale Geballere, wobei ich zur von Keanu Reeves dargestellten Titelfigur noch nie Zugang finden konnte.

Class ist der indische Ableger der ramschigen spanischen Sex&Crime-Seifenoper Elite rund um eine Gruppe von Jugendlichen in einer elitären Privatschule, diese befindet sich diesmal in Delhi. Durch das in düsteren Farbtönen gezeichnete Lokalkolorit und Themen wie die extremen Klassenunterschiede, Gewalt, Familientraditionen, arrangierte Ehen und Homophobie verläuft die Geschichte in keinen wirklich neuen, dennoch interessanteren Bahnen als das Original.

Ein Serienkiller, der, sich und seine Situation erklärend, mit dem Publikum kommuniziert, das war in der ersten Staffel von You noch originell und auf spannende Weise unterhaltsam. Mittlerweile befinden wir uns in der vierten Season, und was anfangs noch wie ein Schwenk in ein typisches Whodunit im britischen Herrenhaus aussieht, mutiert mittels Plottwist alsbald zu den nervigen Selbstzweifeln einer gespaltenen Persönlichkeit. Der unsympathische Protagonist inmitten fader und nicht sympathischerer weiterer Charaktere und seine unablässigen und furchtbar banalen inneren Monologe sind nur noch mühsam.

Schritt für Schritt tastet sich Disney an das Thema schwuler Liebe heran. In Die Schöne und das Biest war es der kurze Moment von zwei tanzenden Männern, in Luca verdeckte die Behauptung, es handle sich um die Freundschaft zwischen zwei Burschen, kaum die tatsächliche Liebesgeschichte - und in Strange World hat nun der Teenager Ethan ganz selbstverständlich einen Boyfriend. In der Suche nach einer neuen Energiequelle gemeinsam mit seinem Vater und später auch mit dem Opa spielt seine sexuelle Identität keine problematisierte Rolle - der in vielerlei Hinsicht bunte Film stellt die Situation als so normal dar, wie es eigentlich sein sollte.

In der zweiten Staffel der Fantasy-Serie Shadow and Bone findet der genreübliche Kampf Gut gegen Böse seine Fortsetzung, in diesem Fall sind es die Grisha mit ihren besonderen Fähigkeiten, an ihrer Spitze die Sonnenkriegerin Alina, die sich Ben Barnes als perfidem Schattenbeschwörer mit blutigen Gesichtsnarben entgegenstellen. Fliegende Schiffe, gruselige Effekte rund um den unheilvollen Schattenflur, eine schwarze Nebelwand voller bösarigen Bestien, und Charaktere, mit denen wir gern mitfiebern, was die schwungvollen Actionszenen, aber auch diverse dramatische Liebesangelegenheiten betrifft - die Sache funktioniert, abgesehen von der letzten Folge, die sich in Andeutungen zerfasert und auf keinen Punkt kommt.

An und für sich bin ich ein großer Freund der Filme des amerikanischen Regisseurs Wes Anderson, der ausgeklügelten Bildsprache und schrulligen Einfälle, vor denen seine Arbeiten in der Zeichnung der Charaktere und der unglaublich detailreichen stilistischen Gestaltung geradezu überzugehen scheinen - diese Markenzeichen lassen uns einen seiner Streifen auf den ersten Blick erkennen. The French Dispatch aus dem Jahr 2021 hingegen funktioniert für mich nicht. Die Rahmenhandlung um das titelgebende Magazin und vier Kurzgeschichten, die Artikel von einzelnen Journalist:innen mit Starbesetzung visualisieren - diesmal wirkt die Überinszenierung selbstverliebt und ohne wirkliche Relevanz, die Figuren geraten zu Abziehbildchen, deren Schicksal uns auf emotionaler Ebene gleichgültig zurücklässt; all der Aufwand läuft sich tot. 

Die Air Force One wird von Terroristen über einem finnischen Waldgebiet abgeschossen, ein 13-jähriger Bursch wächst über sich hinaus und geriert zum Beschützer des US-Präsidenten. Mit ein bissl Selbstironie garniert, könnte Big Game (2015) vielleicht witzig sein. Ist es aber nicht, denn die gestelzten Dialoge samt schlechtem Schauspiel und ständigen Fanfarentönen sind ernst gemeint.

Emerald Fennells Film Promising Young Woman aus dem Jahr 2020 kreiert ein neues Genre, nämlich jenes der #Metoo-Rachethriller-Komödie. Sie wird von der großen Präsenz der Hauptdarstellerin Carey Mulligan dominiert, deren Taten sich um eine Vergewaltigung im studentischen Milieu und die darauffolgende Inszenierung einer Art von Vergeltung drehen, die in ihrer Konsequenz ihresgleichen sucht. Getragen von bitterbösem Sarkasmus, legt sie schließlich die Verzweiflung und moralische Zerrissenheit der Charaktere bloß.

Kill Boksoon ist ein mitreißender Action-noir-Thriller aus Südkorea. Die im Titel genannte Profikillerin (Jeon Do-yeon) ist in ihrem Arbeitsumfeld eine Legende, aber auch Mutter eines Teenagers. Dementsprechend sieht sie sich einerseits mit einer Vielzahl von brutalen Gegner:innen konfrontiert, die es auf ihr Leben abgesehen haben, auf der anderen mit dem Liebeskummer ihrer lesbischen Tochter. Regisseur Byun Sung-hyun und sein Kamerteam stellen dem Genre entsprechend gewohnt blutige und extrem einfallsreich choreographierte Kampfabläufe stilleren Szenen einer komplexen Mutter-Tochter-Beziehung gegenüber. Exzellent.

Kenneth Branaghs Neuverfilmung des Klassikers Tod auf dem Nil hat so gar nichts mit der stilbewussten Eleganz und dem pointierten Witz des herrlichen Originals aus dem Jahr 1978 gemein. Schrecklich banal in seiner Erzählstruktur und durch schlechtes Timing der Benchmarks im Handlungsverlauf zur Langweile zerdehnt, ruiniert der Film so ziemlich alles, was wir an Agatha Christies Mörderspielen im Allgemeinen und der Figur des Meisterdetektivs Hercule Poirot im Speziellen so lieben. Dazu kommt prätentiöses CGI, das einfach nur hässlich anzusehen ist. Ein Film, der fast wehtut.

Beef (Streitigkeiten) ist eine Netflix-Serie, die zur Abwechslung mal so richtig Spaß macht. Nach einem Beinahe-Verkehrsufall samt gezeigtem Stinkefinger sulen sich der nicht gerade erfolgreicher Bauunternehmer Danny (Steven Yeun) und die sehr erfolgreiche Geschäftsfrau Amy (Ali Wong), beide Amerikaner:innen mit asiatischen Wurzeln, in einer Privatfehde mit gehörigem Potential zur immer drastischeren Eskalation, in deren Verlauf auch ihre Lebensgeschichten aufgerollt und miteinander verwoben werden. Das ist originell und voller inhaltlicher Überraschungen, schwarzhumorig und am Schluss sogar berührend. 

Mascarpone betitelt sich eine italienische Dramödie über den dreißigjährigen Antonio, der von seinem Ehemann verlassen wird und seinen persönlichen Platz im Leben finden muss. Diese Suche führt über eine Vielzahl an Liebhabern bis zur Erfüllung in einer Zuckerbäckerlehre. Dass man das eigene Leben selbst in die Hand nehmen muss und echte Freundschaft zählt - die simple Botschaft bleibt an der Oberfläche: ganz nett, aber ziemlich belanglos.

Ryan Reynolds als Personenschützer und Samuel L. Jackson als Auftragsmörder sind die ungleichen Protagonisten in dem als Actionkomödie apostrophierten Streifen Killer's Bodyguard aus 2017 und dem Sequel Killer's Bodyguard 2 aus dem Jahr 2021. Viel lautes Geballere, ein paar Verfolgungsjagden und dazu das, was wohl coole Sprüche sein sollen - immer wenn betonte Witzigkeit vorgegeben wird, gerät das Ganze in Richtung oberpeinlich und zum Fremdschämen.

Das Leben als langer, ruhiger Fluss: In der einfühlsamen Studie Unsere kleine Schwester (2015) des japanischen Meisterregisseurs Hirokazu Koreeda nehmen sich drei Schwestern nach dem Tod des Vaters der vierten, im Titel genannten, an und es gelingt ihnen, auch gelegentliche Stromschnellen im gemeinsamen Zusammenhalt zu meistern. Aus dem Kaleidoskop von stillen Momentaufnahmen des Alltags entwickelt sich eine Geschichte von lyrischer Schönheit; und aus leisen Zwischentönen brennt das Glücksgefühl, wie herrlich es ist, am Leben und dabei nicht allein zu sein.

Von Guy Ritchie kennen wir ja durchaus vergnügliche Actionkomödien wie Snatch (2000) und Sherlock Holmes (2009) oder auch die unterhaltsame Realverfilmung von Aladdin (2019), doch was uns der britische Regisseur in Operation Fortune serviert, ist uninspiriert und langweilig. In extrem gebleachten Bildern und ohne jeden Esprit agiert der uncharismatische Bond-Ersatz Jason Statham in einer von innerer Unlogik gekennzeichneten Spionagegeschichte voller Figuren ohne auch nur einen Hauch von Hintergrund. Allein Hugh Grant als exzentrischer Waffenhändler zeigt Spaß an der Freude. 

Wie schlecht, dachte ich mir trotz der eher verhaltenen Rezensionen von The 355 aus dem Vorjahr, kann ein Agentenfilm mit Jessica Chastain und Penélope Cruz in den Hauptrollen denn sein? Ziemlich schlecht, ist wider Erwarten die Antwort. Die den Globus umspannende Jagd nach einem Computerprogramm, das in der Lage ist, sämtliche Sicherheitssysteme zu entschlüsseln - Action okay, Machart mittelmäßig, Story banal; alles in allem eher zum Vergessen. 

Auch nach mehrmaligem Wiedersehen strahlt Guillermo del Toros düstere Gespenstergeschichte The Devil's Backbone aus dem Jahr 2001 jene Art von magischem Realismus aus, der die essentiellen erzählerischen und visuellen Parameter seines späteren Meisterwerks Pans Labyrinth (2006) bereits vorwegnimmt. Ein abgelegendes Waisenhaus im spanischen Bürgerkrieg, ein Mord und als Opfer ein Bub, der seinen Frieden erst nach vollzogener Rache finden kann: wunderbares romanisches Schaudern.

Auch beim zweiten Ansehen besticht Quo Vadis, Aida? (2020) der bosnischen Regisseurin Jasmila Žbanić durch die Genauigkeit in der Zeichnung der Ereignisse des Massakers von Sebrenica im Juli 1995 und dem immensen Respekt vor dessen Opfern. Die Schauspielerin Jasna Đuričić brilliert in der Rolle der titelgebenden Übersetzerin, die sich angesichts der Ohnmacht der UNO im Blutrausch und Kriegsgeifer von Männern zerrieben sieht, die zum Teil kurz zuvor noch ihre Nachbarn waren und nun dem grausamen Geschäft der Selektion und des Massenmordes nachgehen. Die Geschichte einer Passion - die Einstellung am Schluss, als sich während der Theateraufführung von Kindern in Aidas Gesicht und darin in ihren Augen all der Schmerz über das Durchgemachte und die Trauer um ihren Mann und ihre Söhne spiegelen, aber auch der unbedingte Wille zu überleben, ist einmalig in ihrer emotionalen Tiefe. Ein Meisterwerk.

Durch die spekulativ-reißerische Berichterstattung so mancher Medien zum vermeintlichen Skandal verzerrt, erweist sich Ulrich Seidls Sparta als berührende Studie von Vätern und ihren Söhnen. Der "Bruderfilm" zu Rimini (2022) entwirft das Porträt eines zerrissenen Mannes, unglaublich intensiv von Georg Friedrich verkörpert, der für rumänische Buben, von ihren eigenen Eltern vernachlässigt bis missbraucht, eine Art Vaterersatz darstellt und dabei an den Abgründen seiner pädophilen Neigung zu verzweifeln droht. Ein ruhiger, ernsthafter, sehr genau beobachtender Film, inszeniert mit großem Feingefühl. Hans-Michael Rehberg als dementer Greis ist phänomenal in seiner letzten Rolle.

Bei Final Cut of the Dead handelt es sich um die französische Version der herrlichen japanischen Satire One Cut of the Dead aus dem Jahr 2017, wobei sich mir die Motivation für diese Adaption nicht erschließt. Der Mehrwert ist gleich null, im Gegenteil geht es nun weniger knackig und auf den Punkt zur Sache und der Überraschungseffekt fehlt natürlich völlig. Wieder sehen wir im ersten Drittel des Films einen trashiger Zombie-Slasher, gedreht in einer einzigen Einstellung und voll jener Klischees, die das Genre eben so kennzeichnen. Erst in der Folge erfahren wir über die Hintergründe und bekommen schließlich in einer Art Making of die Dreharbeiten mit all ihren Pannen und den daraus resultierenden nötigen Improvisationen vorgesetzt. Alles in allem ein leidlich unterhaltsames und im Grunde genommen unnötiges Remake - beim vergnüglichen Original sind wir nach wie vor besser aufgehoben.

Ein cooler Kurier von überlebenswichtigem Sauerstoff und ein junger Hallodri, der sich als Mutant entpuppt und zur Hoffnung der benachteiligten Flüchtlingsdistrikte wird, dazu eine toughe Majorin und der böse Direktor eines gigantischen Konzerns: Die Rezeptur aus einer Basis aus Orwell und Huxley plus mehr als geringer Prisen von Mad Max und Die Tribute von Panem geht in der südkoreanischen Seriendystopie Black Knight durchaus auf. Der charismatische Hauptdarsteller Kim Woo-bin trägt mit seinem stechenden Blick die Endzeitgeschichte durch sechs knackige Folgen und sein Sidekick Kang You-seok mausert sich von sympathischer Unbeholfenheit zum beinharten Einsatz seiner Fäuste. Die Chemie zwischen den Charakteren ist inhärent stimmig und die Action kurzweilig, das Ende kommt vielleicht sogar ein bisschen abrupt. Hier wird das Genre nicht neu erfunden, aber immerhin ansehnlich variiert. 

Ich bin ganz ehrlich: Gebt mir Baby-Yoda, oder Grogu, wie er in The Mandalorian genannt wird, und ich bin zu einem kritischen Urteil fast nicht mehr fähig. Trotzdem war ich von der dritten Staffel rund um den titelgebenden Helden mit dem charakteristischen Helm, den abzunehmen ihm nicht erlaubt ist, recht enttäuscht. Der initiale Clou von der stilistischen Gestaltung eines Spaghettiwesterns im Universum von Star Wars hat sich nun schon etwas leergelaufen und selbst der Detailreichtum des Set designs erschöpft sich mittlerweile in einer faden Story ohne Pfiff. Da können nicht einmal Grogus Gurren und seine Glupschaugen etwas retten.

Ach, wie idyllisch sind die Kargheit und die Armut, sind das satte Grün im sanften Licht und das Brausen der Wellen in The Banshees of Inisherin. Die Schauplätze wirken gelackt, geradezu klinisch sauber, zu arbeiten brauchen die Bauern und Fischer offenbar kaum, es friert auch niemand im Wind, der doch eigentlich bis in die Knochen dringen müsste. Ich kann den beträchtlichen Erfolg des Films bei Kritikern und den Jurys vom Festival in Venedig bis zu den Oscarnominierungen nicht nachvollziehen. Die Inszenierung des Endes einer Männerfreundschaft wirkt für mich allzu clean, wie geblendet von der eigenen Bedeutsamkeit als Allegorie auf den irischen Bürgerkrieg. Colin Farrell gibt sich merklich Mühe, das auszudrücken, was er wohl für hohe Schauspielkunst hält, und Brendan Gleeson ist halt knorrig. Einzig Barry Keoghans nervöse Unsicherheit als unglücklicher Einfaltspinsel, der an der Brutalität seines Vaters und dem Desinteresse der Frauen zerbricht, ist mir nahegegangen.

Eine Wissenschaftlerin mit Krebs im Endstadium experimentiert mit dem in eine KI hochgeladenen Gehirn ihrer Mutter, um eine perfekte Soldatin zu klonen. Die südkoreanische Netflix-Produktion Jung_E zeigt interessante Entwürfe einer dystopischen Welt und darin die Stärke einer Mutter-Tochter-Beziehung sowie Martial Arts mit Androiden, greift aber völlig daneben, wenn sich vorgeblich ernstzunehmende Wissenschaftler:innen wie kleine Kinder benehmen; das soll wohl witzig sein, wirkt jedoch bloß lächerlich. 

Arnold Schwarzenegger ist in die Jahre gekommen, doch sein bärbeißiger Charme trägt auch seine erste Serie mit dem Titel Fubar. Mit gefärbtem Haupthaar, weißem Bart und seinem unnachahmlichen Akzent möchte er sich als CIA-Agent im Ruhestand eigentlich der Familienzusammenführung widmen, ist dann aber mit der Abwendung des Weltuntergangs durch Atomwaffen in den falschen Händen (gibt es denn richtige?) befasst. Dass sich seine Tochter ("Schatzl") als Co-Agentin entpuppt, sorgt für Wortwitz und einige (Selbst)Ironie. Ein kurzweiliges guilty pleasure

Der Wandel von einem, dem nach eigener Aussage Träume Angst machen, zu dem, der, wenn es um die Darstellung eben solcher Träume in Form von bewegten Bildern geht, die Kontrolle haben möchte. Familiengeschichten standen schon immer im Zentrum von Steven Spielbergs Arbeiten, diesmal geht es um seine eigene. In seinem autobiografischen Film Die Fabelmans gibt er sich bescheidener als üblich, was die Inszenierung großer Gefühle betrifft; stattdessen entwirft er in der Aufarbeitung seiner Kindheit und Jugend, der ersten Schritte in Richtung Film und des Zerbrechens der Ehe seiner Eltern eine sehr authentisch anmutende, genau beobachtende und liebenswerte Reminiszenz an die Anfänge eines der ganz großen Meister des Kinos samt etlicher Verweise auf das spätere Schaffen. Der Horizont, so der Ratschlag des Regiegiganten John Ford an den jungen Spielberg am Ende des Streifens, solle sich oben oder unten, aber dürfe sich nie in der Mitte eines Bildes befinden, denn dies sei einfach langweilig. Spielberg hat diesen Bezugspunkt an einer ganz anderen Stelle verortet, nämlich direkt im Herzen seiner Figuren.

Auf Old Faithful ist eben doch Verlass: In letzter Sekunde schickt der Geysir einen T-Rex ins Jenseits und beschert auf diese Weise dem Sci-fi-Thriller 65 (2022), Adam Drivers One-Man-Show plus kleinem Mädchen, ein glückliches Ende. Notlandung auf der Erde lang vor unserer Zeit, dort wüten die Saurier - der Streifen mutet wie ein neunzigminütiger Zusammenschnitt aus allem an, das wir das Genre betreffend schon zur Genüge kennen; und ist trotz guter Effekte dementsprechend spannungsarm.

In dem übersinnlichen Thriller Last Night in Soho von Edgar Wright verschwimmen für die Modestudentin Ellie die Grenzen zwischen ihrer Realität und der beängstigenden Parallelwelt der Sixties, in die sie, anfangs in Träumen, immer mehr kippt. Dabei geht es nur bei ihren ersten Eindrücken swinging zu; stattdessen findet sie sich im Körper einer schillernden Nachwuchssängerin wieder - mit immer drastischeren Auswirkungen auf ihre Gegenwart. Fast so unterhaltsam wie der tolle Score und der stimmige Style ist der ganze Film, der seine Geheimnisse nur Schritt für Schritt preisgibt. Mit Thomasin McKenzie und Anya Taylor-Joy als Kehrseiten-Persönlichkeiten und Diana Rigg in ihrer letzten Rolle.

Vom Ausbruch aus einem georgischen Gefängnis bis zum schwindelerregenden Kampf auf dem Wiener DC-Tower: In Tyler Rake: Extranction 2 ist genau das drin, was auf dem Netflix-Franchise steht - Baller-Action ohne Wenn und Aber, von Chris Hemsworth kernig ausgeführt und in teils beeindruckend choreografierten Plansequenzen umgesetzt. Wer das mag, wird hier bestens bedient.

Bond-Regisseur Sam Mendes versteht, wie wir wissen, mit filmischem Bombast ja aufs Vortrefflichste umzugehen. In der Liebesgeschichte Empire of Light verzichtet er jedoch gänzlich darauf. Olivia Colman ist grandios in der Rolle einer einsamen und unter einer bipolaren Störung leidenden Frau, die sich in dem titelgebenden, teils heruntergekommenen Filmpalast in einem südenglischen Badeort zu Beginn der Achziger in einen jungen schwarzen Kollegen (Micheal Ward) verliebt. Mendes zelebriert die Solidarität von Menschen, die sich als Außenseiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt sehen, als rührendes Kinomärchen.

Der junge belgische Filmemacher Lukas Dhont entwirft in seinem wunderbaren Streifen Close die Geschichte einer tiefen Bubenfreundschaft, die durch das Unverständnis derer zerstört wird, für die es an den Rändern der Heteronormativität nichts geben darf.  Léo, mit unglaublicher natürlicher Intensität gespielt von Eden Dambrine, wird durch Sticheleien, die in Richtung Homosexualität gehen, derart verunsichert, dass er sich von Rémi (ebenfalls bestürzend verletzlich: Gustav De Waele) abwendet - mit, wie sich zeigen wird, fatalen Folgen. Die Kamera ist immer ganz nah an diesen wunderbar gezeichneten Figuren, wenn sie gemeinsam durch sonnendurchflutete Blumenfelder laufen oder mit dem Rad entlang wogender Weizenfelder fahren, wenn sie einander blind vertrauen und einander ohne Worte verstehen, wenn sie miteinander einfach sie selbst sein können - ihre Augen und Blicke, voller Zärtlichkeit und voller Tränen, treffen uns direkt im Herzen. Eine Geschichte von grandioser Traurigkeit, eine zutiefst berührende Ode an die Verbundenheit zwischen zwei Menschen, an die magische Grenze zwischen der Unschuld der Kindheit und dem Beginn der Pubertät, diesem jähen Erwachen aus einem Zustand, der sich im Nachhinein wie ein Traum anfühlen mag, an eine alles erfüllende Freundschaft, an eine Form von Liebe - so nah, dass es zuweilen auch uns beim Zuschauen weh tut.

Nach den argen Verrissen, die ich über die neue Disney-Realverfilmung der Geschichte von Peter Pan und Wendy gelesen habe, ging ich mit großen Vorbehalten an die Sache heran. Diese haben sich angesichts des harmlosen Kinderfilms, der eigentlich die Figur der Wendy ins erzählerische Zentrum setzt, aber verflüchtigt; und mit den rassistischen Kommentaren gegenüber dem jungen Darsteller des Peter und der Darstellerin der Fee Tinkerbelle möchte ich mich erst gar nicht abgeben.

Die Coming-of-Age-Dramödie The Kings of Summer aus dem Jahr 2013 nimmt Anleihen am großen Vorbild Stand By Me, ohne aber auch nur im Ansatz dessen Klasse zu erreichen. Drei Burschen (symapthisch: Nick Robinson, Gabriel Basso und Moises Arias) beschließen, den Sommer im Wald zu verbringen - erstaunlich, wie uneinheitlich die Schilderung ihrer Erlebnisse zwischen teilweise witzigen Szenen und recht oberflächlich gezeichneter Tragik geraten ist. 

Cocaine Bear schildert anschaulich das mörderische Verhalten eines gewaltigen Schwarzbären unter Drogeneinfluss. Nicht nur haben die oft kreischenden Figuren mit den erfrischend inszenierten Attacken des Untiers zu kämpfen, sondern zudem die Horrorkomödie mit einigen erzählerischen Leerläufen. 

Schon die lebensbejahende Vorjahresstaffel der Netflix-Serie Heartstopper schaffte es, durch die warmherzig-humorvolle Inszenierung einer ersten Verliebtheit, die zur Liebe wird, unsere Herzen im Sturm voll herumfliegender gezeichneter Blätter zu nehmen; die neuen acht Folgen knüpfen nahtlos daran an. Außenseiter Charlie und Rugbykapitän Nick (Joe Locke und Kit Connor, beide liebenswert) und rund um sie der diverse Cast ihrer Peer-Group, diesmal auf Klassenreise in einem märchenhaft gezeichneten Paris. Dass auch immer wieder ernste Themen wie Homophobie, Mobbing und Essstörungen im Hintergrund auftauchen, wissen wir schon von den Graphic Novels von Alice Oseman, denen die Serie zugrundeliegt. Auf die weiteren geplanten Staffeln freuen wir uns jedenfalls schon. 

In der Filmkomödie Weird: Die Al Yankovic Story erleben wir einen Daniel Radcliffe mit Mut zur totalen Übertreibung. In der Titelrolle des US-amerikanischen Musikers, der für seine popkulturellen Parodien berühmt wurde, bleibt er auch dann überzeugend, wenn sich die Sache nach gelungenem Einstieg dann doch totzulaufen beginnt.

Eine Dreiecksgeschichte in Marokko: Im Drama Das Blau des Kaftans von Regisseurin Maryam Touzani betreibt ein Ehepaar, Halim und Mina, einen Laden für die im Titel des Films genannten, kunstvoll handgenähten traditionellen Kleidungsstücke. Durch Minas schwere Krankheit, Halims versteckte Homosexualität und seine Gefühle für den Lehrling Youssef entsteht eine Beziehungssituation, die zu großer gegenseitiger Solidarität führt. Lubna Azabals intensive Verkörperung der Mina schafft berührende Momente; doch verschenkt der Film einen Großteil seiner Möglichkeiten, weil wir von Youssef fast gar nichts erfahren und so auch seine behauptete Liebe zu Halim nicht wirklich nachvollziehen können. Was bleibt, ist ein Drama des Abschiednehmens, das soviel mehr hätte sein können. 

Vom längeren Titel des Romans ist in der filmischen Version nur Royal Blue übrig geblieben, doch das ist nicht das größte Problem der romantischen Dramödie um die Liebe zwischen einem britischen Prinzen (Opa Stehen Fry ist der König) und dem Sohn der US-Präsidentin (Uma Thurman beweist, wie schlecht sie spielen kann). Das ausführlichere Format einer Serie hätte sich wohl eher für eine Adaption angeboten, denn die Sache wirkt irgendwie heruntergehudelt, was Teile der Handlung und des Personals an Nebenfiguren sowie die Zuspitzung der dramatischen Situationen und deren hurtige Auflösung betrifft. Außerdem passt zwar Nicholas Galitzine recht gut in die royale Rolle, Taylor Zakhar Perez ist aber zehn Jahre zu alt für den verliebten Collegestudenten, was in Szenen wie dem Coming out vor seiner Mutter und deren Sex-Ratschlägen unfreiwillig komisch wirkt. Insgesamt nicht schlimm, aber eine vergeben Chance.

In loser Anlehnung an Jane Austens Pride and Prejudice inszeniert der amerikanische Regisseur Andrew Ahn den sommerlichen Urlaubstrip einer Gruppe von Freunden ins queere Paradies Fire Island als romantische Komödie aus allbekannten Versatzstücken des Genres, die sich natürlich allesamt um die Höhen und Tiefen der Liebe drehen. Ein Klischee jagt das andere, doch dem sympathischen Hauptdarsteller Joel Kim Booster, der auch für das Drehbuch und die Produktion verantwortlich zeichnet, ist es zu verdanken, dass ich mich ganz gut unterhalten habe. 

Jeff Bridges brilliert in der hochkarätigen Serie The Old Man in der Rolle eines ehemaligen CIA-Agenten, der durch das Auftauchen eines auf ihn angesetzten Killers aus dem beschaulichen Pensionistendasein gerissen wird. Beeindruckend ist das Porträt eines Mannes, der sich von den Schatten seiner Vergangenheit eingeholt sieht und dem nur die Flucht nach vorn bleibt. Nicht minder beeindruckend sind Kampfszenen, die als kleine Plansequenzen inszeniert sind und in denen es kein strahlender Held, sondern ein wirklich merklich alter Mann ist, der sich keuchend, stöhnend, unter Mühen, dann aber auch immer wieder mit unerwarteter Härte zu wehren versucht. Leider bricht die Spannung ab der dritten Folge aufgrund endlosen Zerredens der Hintergründe und allzu langer Rückblenden zu einem Einsatz in Afghanistan ein und was großes Serienpotential gehabt hätte, in sich zusammen.

Die Geschichte von der insgeheimen Liebe zum besten Freund seit Kindertagen und der Befürchtung, dass sie, einmal ausgesprochen, die Freundschaft gefährden könnte, ist keine neue. Der taiwanesische Regisseur Leste Chan inszeniert sie als bittersüße Romanze unter dem Titel Eternal Summer (2006) zwar in stimmungsvollen Aufnahmen und mit viel Gefühl, die dritte Figur eines Mädchens zwischen den beiden Burschen bleibt aber allzu blass. Die Darstellung von Ray Chang, der in seiner Unsicherheit und auch dem Aussehen sowohl PP Krit, als auch Billkin in der immer noch besten Serie ever, I Told Sunset about You, ähnelt, bleibt aber im Gedächtnis.

Ein Katastrophenfilm im doppelten Sinne des Wortes: Ich kann ja unter Umständen verstehen, dass bei Roland Emmerichs neuestem Machwerk Moonfall das Budget nicht für auch nur akzeptable CGI gereicht hat (die Flutwelle, der außerirdisch-krakenhafte Nanopartikelarm!), doch was Patrick Wilson und Halle Berry an sinnentleertem Unsinn von sich geben, geht auf keine Kuhhaut. Einfallslos und langweilig.

Dass bei der amazon-Mysteryserie Shelter so etwas wie Goonies-Feeling aufkomme, stand in der "Kronen Zeitung" geschrieben. Leute, hört auf, die Abschrift von Pressetexten als Rezensionen auszugeben und beschäftigt euch stattdessen ein wenig mit der Filmgeschichte! Ein Schüler auf der Suche nach seinem vermeintlich verstorbenen Vater und allerlei Ungereimtes, das sich ihm und seinen Freunden in den Weg stellt - unbeholfen zusammengezimmert aus Versatzstücken, die wir allesamt bereits unzählige Male besser inszeniert gesehen haben.

Da gibt sich ein Regisseur, Matt Reeves, dem Drang hin, ikonografische Bilder zu schaffen, und obwohl er dafür fast drei Stunden veranschlagt, schauten wir ihm dabei fasziniert zu. Robert Pattinson als The Batman keucht vor Erschöpfung, stöhnt unter Schmerzen und hat auch schon mal Tränen in den Augen; keinen strahlenden Superhelden haben wir hier vor uns, sondern einen gebrochenen Mann mit Narben auf dem ganzen Körper und der Seele. Die düstere Schnitzerljagd, bei der er sich mit dem Riddler misst (Gänsehaut-psychopathisch: Paul Dano) und die ihn in die Vergangenheit seiner eigenen Familie führt, eine Verfolgungsjagd, der wir auch tatsächlich folgen können, die unheilschwangere Atmosphäre, tolle Musik und Kamera: Wow!

Die James Bond-Filme begleiten mich durch fast mein ganzes Leben, ebenso die dazugehörigen Musikstücke, angefangen von Monty Normans legendärem Titelthema über John Barrys klassische Songs bis zu des neuesten Stücken von Sam Smith und Billie Eilish; insgesamt ergeben diese Melodien so etwas wie den populärkulturellen Score der letzten sechzig Jahre. Die amazon-Dokumentation The Sound of 007 lässt diese Zeit auf informative und sehr unterhaltsame Weise Revue passieren. 

"My name is Monkey D. Luffey and I am going to become the King of the Pirates." - Diesen Bubentraum der vor Enthusiasmus geradezu berstenden Hauptfigur der gelungenen Live-Action-Adaption des erfolgreichen Mangas/Animes One Piece ist der rote Faden, der uns durch die fantasievollen Handlungshaken leitet. Mit seiner Crew aus Außenseitern mit großem Lebenstraum, die allmählich zu so etwas wie einer kleinen Familie zusammenwachsen, begibt sich Luffy, der vom jungen mexikanischen Schauspieler Inaki Godoy sympathisch verkörperte Bursch mitt den Gummigliedern, auf die Suche nach dem titelgebenden legendären Piratenschatz. Cool choreografierte Kämpfe, deren Inszenierung uns die Übersicht bewahren lassen (Mackenyu Arata als meist stoischer Schwertkämpfer), liebevoll gestaltete Kulissen, tolle Kameraeinstellungen und die mitreißende Musik, dazu skurrile Bösewichter und der unwiderstehliche Charme des Protagonisten mit seiner positiven Energie, dem naivem Optimismus und seinem großem Wagemut im Dienste der Freundschaft - die Freude aller Beteiligten ist in jeder Szene spürbar und überträgt sich beim Miterleben auf uns. 

Die meisten Episoden der philippinische "Boys Love"-Serie Gameboys wurden 2020 während eines Corona-Lockdowns online gedreht und stellen somit eine einzigartige Einheit von Inhalt und Form dar - die Geschichte spielt sich auf Computerbildschirmen sowie in Stories auf sozialen Medien, Nachrichten und Videocalls ab. Elijah Canlas und Kokoy de Santos verkörpern mit großer Authentizität, überbordendem Enthusiasmus und nicht minderer Liebenswürdigkeit zwei Burschen, die sich beim Gamen im Internet kennen- und liebenlernen; die Pandemie mit den dazugehörigen Maßnahmen stellt den metaphorischen tiefen Fluss dar, der den beiden "Prinzen" das Zusammenkommen erschwert. Frisch, fröhlich und voller Herzschmerz in den einen Szenen, von dramatischem Ernst in anderen - eine weite Bandbreite von Emotionen, der die beiden tollen Jungdarsteller tatsächlich gerecht werden. Wer bei ihrem ersten realen Zusammentreffen auf einem menschenleeren Zebrastreifen nicht gemeinsam mit ihnen Tränen der Rührung in den Augen hat, ist in diesem Genre ohnehin schlecht aufgehoben. Und als krönendes Finale gibt es das wohl romantischste Abehmen eines Mund-Nasen-Schutzes der Filmgeschichte.

Wer Lust hat, einer zugegebenermaßen schön bebilderten Erzählstunde eines Kommentars aus dem Off beizuwohnen, ist bei Pablo Larrains Netflix-Experiment El Conde gut aufgehoben. Ein Paralleluniversum mit dem chilenischen Diktator Augusto Pinochet als Vampir mit Todessehnsucht - klingt spannend, ist aber leider ziemlich langweilig.

Mord, wie er im Buche steht ist ein spanischer Studierenden-Slasher ohne Pfiff und Pfeffer: Ein Streich gerät außer Kontrolle, ein Literaturprofessor kommt zu Tode - und auf einmal beginnt ein grinsender Killer-Clown mit dem üblichen Gemetzel.

Edel aufgemacht, sehr düster, in der Gesamtlänge von acht rund einstündigen Folgen aber zu redselig und redundant: Die Poe-Adaption The Fall of the House of Usher verlegt die Handlung um einen Pakt mit einer Teufelin in die Jetztzeit mit der US-Opioid-Problematik. Unzählige Anspielungen auf das Werk des großen Horrorautors und dessen unglückliches Leben in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts wissen Fans und Kenner zu verzücken, mir persönlich ist auch nur eine einzige Identifikationsfigur in diesem Personal des Grauens abgegangen.

Die Viennale ermöglichte ein Wiedersehen nach vierzig Jahren - und immer noch beeindruckt Walter Bannerts Die Erben aus dem Jahr 1983 mit seinen kompromisslos-starken Bildern. Der früh verstorbene Nikolaus Vogel als Gymnasiast aus lieblosem Elternhaus, seine Freundschaft mit einem Burschen aus dem Arbeitermilieu und ihr gemeinsames Abdriften in die braune Brühe des österreichischen Neonazitums samt heuchlerischer Parteipropaganda, Leugnen des Holocausts und dem Alltag im Jugend-Trainingslager: Bannert schnitzt die Arbeit seiner damals skandalisierten Recherchen aus grobem Holz, kümmert sich nicht um feines Herausmodellieren der Motive und Seelenzustände seiner Figuren, und ehrlich gesagt sind die meisten schauspielerischen Leistungen eher bescheiden. Dennoch hat die Wucht des Streifens in all den Jahren nicht nachgelassen und es mag abgedroschen klingen, trifft jedoch genau den Punkt: Heute erscheint uns Die Erben vielleicht wichtiger denn je.

Same body, same place: Höchst mysteriös geht es in der britischen Mini-Serie Bodies zu, der Netflix-Adaption einer Graphic novel, die auf vier Zeitebenen spielt. In vier Zeitebenen wird in derselben Gasse in London dieselbe Leiche gefunden. Die Ermittler:innen gehören allesamt Minderheiten an: ein versteckt Homosexueller, ein Jude, eine Muslima und eine querschnittsgelähmte Polizistin. Die Puzzlesteine fügen sich allmählich zusammen, sogar Mitraten ist möglich. Ich bin kein Fan von Zeitreisegeschichten, im anderen Fall wird man die Sache wohl spannend finden.

Cape Cod im Winter, die Touristenmassen sind abgezogen und werden ersetzt durch eine Gruppe von Künstler:innen, die den frischen Wind zum Durchlüften ihrer Ideen nützen wollen - und durch eine Droge nachhelfen, die sie zu kreativen Höchstleistungen treiben. Nebeneffekt, der in der zehnten Staffel von Ryan Murphys Anthologieserie American Horror Story: Double Feature mit dem Untertitel Red Tide aufs Anschaulichste geschildert wird: Sie werden zu Vampiren. Nach nur fünf blutigen, in einem Spektrum ausgebleichter Farben visuell ansprechenden Teilen ist auch schon Schluss, danach gibt es einen zweiten Staffelteil, Death Valley, in dem von den Fünfzigern bis heute ein Hybrid aus Menschen und Außerirdischen geschaffen werden soll. Was nicht gerade berauschend originell ist.

Und gleich zur elften Staffel von American Horror Story mit dem Zusatztitel NYC, die ich eine Passionsgeschichte nennen möchte. Dort spielen sich in den Achzigerjahren grausige Morde an Schwulen ab, Politik und Polizei sind untätig, allein ein Detective und sein als Journalist tätiger Partner sind dem Serienkiller auf der Spur. Ohne den für die Serie üblichen Faktor von Grusel und Übersinnlichem, jedoch mit harten und oftmals auch metaphorisch aufgeladenen Bildern beschreibt die Geschichte das unvermittelte Hereinbrechen von HIV und AIDS über die queere Community der Stadt. Manche Einträge in die Reihe waren brillant (Asylum), andere haben mich weniger mitgerissen (die Hexen-Geschichten). Die Sequenz am Schluss von NYC , in einer Art Requiem zu den Klängen von Kraftwerk der Tod in Gestalt eines riesenhaften Muskelprotzes in BDSM-Gear und Ledermaske reiche Ernte unter den schwulen Männern einfährt, gehört jedenfalls zu den stärksten der ganzen Serie.

Der junge philippinische Schauspieler Elijah Canlas machte schon mit der Lockdown-Serie Gameboys auf sich aufmerksam, in dem bittersüßen Drama Keys to the Heart, dem Remake eines Films aus Südkorea, zeigt er sich nun der überaus anspruchsvollen Rolle eines autistischen Burschen mit überragendem musikalischen Talent gewachsen. Der Bruder, ein Profiboxer auf absteigendem Ast, die Krebskrankheit der Mutter, eine schwierige Familienzusammenführung, der Gewinn eines Wettbewerbs - nichts wirklich Neues, durch den asiatischen Hintergrund aber interessant und aufgrund von Canlas' toller Darstellung sehenswert. Und am Schluss dürfen die Tränen fließen. Zu sehen auf Netflix.

Auf einen neuen Film von Männer al dente-Regisseur Ferzan Özpetek freue ich mich immer - kaum einer versteht es, Freundeskreise, versammelt beim gemeinsamen Essen um einen Tisch auf einer Terrasse mit Aussicht über die Dächer von Rom, mit solchem Gusto zu inszenieren wie er. Sein neuester Streifen Nuovo Olimpo erzählt auf nachdenkliche Weise von zwei jungen Männern, die sich Ende der Siebziger im titelgebenden Kino ineinander verlieben, durch dramatische Umstände aber aus den Augen verlieren und erst fast vierzig Jahre später durch Zufall wiederbegegnen. Ein durchschnittlich gelungener Özpetek ist immer noch sehenswerter als so vieles andere.

Nur bedingt gut gealtert ist der Polizeithriller Verhandlungssache aus dem Jahr 1999. Samuel L. Jackson nimmt Geiseln, um seine Unschuld an einem Mord zu beweisen, Kevin Spacey ist der gewievte Unterhändler. Ich erinnere mich, damals beim Filmstart von der Ausarbeitung des Plots begeistert gewesen zu sein, aus heutiger Sicht ist das Ganze arg vorhersehbar.

Als Vorbild für Klamaukfilme wie Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug und Die nackte Kanone könnte die als "schlechtester Film aller Zeiten" apostrophierte kultige Trashkomödie Angriff der Killertomaten aus dem Jahr 1978 wohl gedient haben. Der Titel sagt alles, die Dichte an herrlichen doofen Gags erreicht aber nicht jene der oben erwähnten Klassiker.

Kenneth Branagh, der mit der Klassiker-Schändung Tod auf dem Nil den hässlichsten Film des Vorjahres zu verantworten hat, unternimmt in Belfast einen Blick zurück ins Jahr 1969 und dort in eine Kindheit in der nordirischen Hauptstadt. Die teils heiteren, teils dramatischen Szenen in schwarz-weiß spielen sich durch die naiven Augen eines Kindes und in klinisch sauberen Kulissen ab: Wenn einem als Regisseur und Drehbuchautor rein gar nichts mehr einfällt, dann kommt mal auf eine Bildsprache und Dialoge wie diese. Dass der Streifen mit einem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde, macht mich sprachlos. 

Jetzt wissen wir also ganz sicher, dass der Zauberer Albus Dumbledore aus dem Harry Potter-Universum schwul ist. Damit hat es sich im dritten Teil der Phantastische Tierwesen-Reihe, betitelt Dumbledores Geheimnisse, aber auch schon. J. K. Rowlings Gelddruckmaschinerie läuft diesmal meist in düster-halbdunklen Settings, wir wissen, dass die mangelnde Qualität von CGI darin nichtallzu krass ins Auge sticht. Eddie Redmayne als Newt Scaramanger spielt fast nur eine Nebenrolle, sonst läuft alles auf das Duell zwischen Dumbledore (Jude Law) und seiner ehemaligen großen Liebe Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen) hinaus. Bis dahin gähnt die Langeweile und Peter Simonitschek fällt einmal vom Stuhl.

Da rennt einer wie um sein Leben. Wir sehen die Titelfigur in der schwedischen Netflix-Serie Tore immer wieder durch die Straßen laufen, wenige Male, weil ihm das pochende Herz vor Vorliebtheit die Beine antreibt, die meiste Zeit aber, als wäre er vor dem Chaos in seinem Kopf und damit vor sich selbst auf der Flucht. Nach dem unerwarteten Tod seines Vaters muss der schwule verzweifelte junge Bestattungsunternehmer lernen, auf eigenen Beinen zu stehen - und dabei nicht ständig jene Menschen zu verletzten, denen er viel bedeutet. Die Dialoge sind auf den Punkt geschrieben, die Szenen ganz nah bei den Figuren; alles kommt so authentisch bei uns an wie Hauptdarsteller William Spetz in seiner Verkörperung der Rolle des Tore.

Das übliche grimassierende Outrieren von Nicholas Cage fällt gar nicht störend ins Gewicht, wenn wir uns über die Actionkomödie Renfield unterhalten, füllt er damit doch die Rolle des Grafen Dracula aus. Für diesen ist Nicholas Hoult als Opfer organisierende Titelfigur tätig, stellt sich eines Tages aber die Sinnfrage ob all dieses Andienerns. Der Humor ist banal und trifft nicht ins Schwarze, die Kämpfe haben trotz der Thematik und allerlei Blutfontänen keinen Biss. In der erfreulichen Kürze des Pseudo-Sketakels liegt keine Würze, sondern ziemlich viel Langeweile. 

Im Zentrum des dritten Teils von Guardians of the Galaxy steht der Waschbär Rocket und sein Schicksal als ehemaliges Opfer grausamer Experimente. Was in seinem Kern ein fetzig-trashiges B-Movie sein könnte, wird durch den üblichen egomanischen Marvel-Bombast schier endlos zerdehnt und im sinnentleerten Getöse der gesamten Reihe niedergewalzt.

Die Nüchternheit von Stil und Erzählweise machen ja mit den Reiz von Simenons Maigret-Romanen aus. Die filmische Umsetzung der Geschichte um eine ermordete junge Frau verweigert sich aber beinahe jeder Dramaturgie. In entfärbten Brauntönen bewegt sich Gérard Depardieu als altersdepressiv-trauriger Kommissar durch die hauptsächlich aus Gesprächen bestehenden Ermittlungen; als "reduzierte Mimik" wurde seine Darstellung in so manchen euphorischen Rezensionen bezeichnet. Doch für mich war die gesamte Inszenierung so brav und langweilig wie in einem Fernsehkrimi. Und sorry, dass Depardieu laut Drehbuch unter Appetitlosigkeit leidet, glaube ich ihm nun wirklich nicht.

Seventies-Feeling meets Psychothriller samt Geistergeschichte: Und siehe, die Mischung funktioniert aufs Vortrefflichste. Ethan Hawke steht in The Black Phone als sadistischer Serienkiller dem natürlichen Spiel von Mason Thames als seinem jugendlichen Entführungsopfer Finn gegenüber. Im Keller festgehalten, bekommt dieser Überlebenstipps von früheren Opfern des Mörders mit der mal grinsenden, mal bitterbös dreinschauenden Maske - über Kontakte aus dem Jenseits mittels eines Telefons ohne Anschluss. Weniger als seine offensichtlichen Vorbilder The Devil's Backbone (2001) und Das Waisenhaus (2007) arbeitet Regisseur Scott Derrickson mit dem mystischen Element des Leides der ermordeten Kinder, sein Film erreicht deshalb auch nicht deren dramtisch-berührende Tiefe. Doch die Dramaturgie ist lupenrein stringent, die Atmosphäre dicht und der Level an Spannung durchgehend hoch; für mich ist The Black Phone der deshalb wohl beste - falls man ihn als solchen bezeichnen möchte - Horrorfilm des Jahres.

Der Sinn von Piopics wie I Wanna Dance with Somebody erschließt sich mir beim besten Willen nicht. Brav hakt der Streifen grob gesetzte Lebensstationen von Whitney Houston ab, brav absolviert Naomi Ackie die größten Hits in perfekter Lippensynchronisation, brav begeistern sich Tontechniker bei Studioaufnahmen und das Publikum bei Live-Auftritten, brav inszeniert erleben wir die Hochs und Tiefs dieser einzigartigen Stimme mit. Erkenntnis null, Mehrwert null. Ein Wiedersehen mit Bodyguard aus dem Jahr 1992 lohnt sich allemal mehr.

Die Meerhexe Ursula war immer meine liebste Disneyfigur, in der Originalverfilmung von Arielle, die Meerjungfrau aus dem Jahr 1990 war sie, inspiriert von Transvestiestar Divine, ein herrlich vulgäres Weib voller Sarkasmus und mit hohem Gruselfaktor. In Rob Marshalls Realversion wird sie von Melissa McCarthy so glattgebügelt, dass sich die Figur blendend einfügt in diese computergenerierte Welt, die "echter" wirken soll als die ursprüngliche gezeichnete, in der aber absolut nichts echt rüberkommt und in der nichts zu Herzen geht: eine einzige fade, blasse und nervige Katastrophe. 

Ich glaube nicht, dass ich im Laufe dieses Filmjahres oft die Adjektive "bezaubernd" und "hinreißend" verwendet habe, doch bei der Musicalkomödie Wonka kommen sie zum Einsatz - einem Beispiel, dass die so oftmals heraufbeschworenen Familienunterhaltung nicht immer schlimmseichte Peinlichkeiten hervorbringen muss. Die Vorgeschichte zu Roald Dahls in den Jahren 1971 und 2003 bereits zweimal verfilmtem Kinderbuch Charlie und die Schokoladenfabrik also, ein bezaubernd-bunter Zuckerlregen an herrlich kautzigen Figuren und im englischen Original wunderbar wortwitzigen Miniaturen; und darin Hugh Grant als Oompa-Loompa mit eigenem Ohrwurm-Tanzlied als eine hinreißende Nummer für sich. Timothée Chalamet in der Titelrolle ist (wie in eigentlich allen seinen Filmen) die Idealbesetzung schlechthin - und wieder einmal genügt ein Blick in seine Augen, wenn er etwa vom Träumen singt, und es tut sich eine ganze Welt an Charaktertiefe auf.

Zuerst, als ein Öltanker auf einen Strand auf Long Island zusteuert, wähnen wir uns in einem Thriller von M. Night Shyamalan, in der Folge, als der Besitzer des Ferienhauses, das die Familie Sandford gemietet hat, nächtens mit seiner Tochter an der Tür klingelt, in einer veritablen "home invasion"-Situation - die Atmosphäre ist unheimlich, der Score enervierend, die Kamera umkreist die Szenerien wie ein Auge von außen, da ist wohl einiges im Busch. Doch dann entpuppt sich Leave the World Behind lediglich als das alljährliche Netflix-Weltuntergangsszenario. Mit Julia Roberts, Ethan Hawke, Mahershala Ali und Kevin Bacon starbesetzt, erzeugt der Film letztlich ein Gefühl von Misstrauen und großer Ungewissheit - was angesichts der Thematik mit verschwörungstheoretischem Touch wohl sogar beabsichtigt ist.

Vom Horror des Blair Witch Project bis zur Demaskierung der US-Waffenlobby durch Michael Moore wissen wir, dass gefakter Dokumentarstil, ob durch "found footage" oder anderswie erklärt, durchaus unter die Haut gehen kann. In der unkomischen Komödie Theatre Camp wird er aber bloß dazu verwendet, ein kleines Budget und filmisches Unvermögen, was das einnehmende Erzählen einer Geschichte betrifft, zu kaschieren. Ben Platt gibt sich alle Mühe, ein in finanzielles Strudeln geratenen Sommerkurs für Kinder und Jugendliche zu retten, doch die singenden Teenies haben mehr Talent als die Verantwortlichen hinter der Kamera.

Vorhersehbarkeit in Reinkultur: Die Tragikomödie Ein Mann namens Otto ist das Remake eines schwedischen Vorbilds und zeigt in gewohnter darstellerischer Güte Tom Hanks in der Titelrolle eines einsam-verhärmten Grantlers, dessen Suizidversuche nach dem Tod seiner Frau immer wieder scheitern und der - erraten! - durch Nachbarschaftshilfe neuen Lebenssinn findet. Regisseur Marc Foster hat schon Einprägsameres wie Wenn Träume fliegen lernen (2004) und den Bond-Film Ein Quantum Trost (2008) geschaffen.  

Vielleicht ist es die permanent bedrohliche Nähe zum Nachbarn aus dem Norden, die zur beachtlichen Vorreiterrolle Südkoreas im Genre von endzeitlichen Dystopien und Horrorthrillern in jüngerer Zeit beigetragen hat. Vergleiche mit dem Kalten Krieg und der fast paranoiden Angst in den USA der Fünfzigerjahre vor einer feindlichen Invasion und dem damit zusammenhängenden Boom an Monsterfilmen liegen nahe. Sweet Home 2 knüpft nahtlos an die erste Staffel aus 2020 an, Hybridwesen aus Menschen und Monstern sollen einen Weg aus der von letzteren verursachten Notlage weisen. Song Kang, der uns noch als fescher Ballettrainer eines Alzheimerpatienten in der liebenswerten Serie Navillera in Erinnerung ist, verkörpert eine zentrale Figur unter ihnen, K-Pop-Star Park Jin-young kümmert sich in einem zweiten Erzählstrang als Elitesoldat um eine Gruppe von Überlebenden. Um die beiden Charaktere herum spielt sich ein Drama aus Blut, Tränen und ziemlich vielen Explosionen ab, anfangs sehr spannend, durch die Überlänge der einzelnen Folgen dann aber mit argen Leerläufen. 

Da steht einer Produktion eine der charismatischsten Schauspielerpersönlichkeiten unserer Zeit zur Verfügung, noch dazu in einer filmikonischen Rolle, und dann geben sich Disney und Regisseur James Mangold alle Mühe, die Sache so gehörig wie nur irgendwie möglich zu ruinieren. Ein letztes Mal setzt Harrison Ford trotz altersmüder Knochen in Indiana Jones und das Rad des Schicksals seinen Hut auf und schwingt die Peitsche gegen böse Nazis, doch gegen schlechte CGI, das verkorkste Timing und die gedankenlose Szenenführung, beliebige Kameraeinstellungen, redundante Verfolgungsjagden, einen faden Höhlenerkundungsabklatsch, ein grundlächerliches Zeitreisefinale und die wohl nervigste und in sich unrundeste und damit unglaubwürdigste Filmfigur des Jahres (Phoebe Waller-Bridge als seine Patentochter Helena) kann auch er nur kurze Lichtblicke ausrichten. Wenn Indiana am Schluss wieder mit seiner großen Liebe Marion zusammentrifft, entsteht ein berührender Moment - der dann auch gleich durch einen zu abrupten Schnitt zunichte gemacht wird. Was ein großer Schwanengesang auf ein Stück Filmgeschichte in Form von Spielbergs brillanter Original-Trilogie hätte werden können, ist auf diese Weise eine einzige Zumutung.

Mord im Orient Express aus 2017 war ein Zeugnis von Kenneth Branaghs Größenwahn, sich an der Figur von Agatha Christies Meisterdektektiv Hercule Poirot zu vergreifen, Tod auf dem Nil (2022) ob schlimmstem CGI schlichtwegs der hässlichste Film des Jahres. Und nun A Haunting in Venice, eine Mischung aus Geisterbeschwörung und diversen Mordanschlägen in einem düsteren Palazzo und mit einem zurückgezogen lebenden Poirot, der eigentlich seine kleinen grauen Zellen in Pension schicken wollte. Ohne auch nur einen Anflug an Verve, ohne jeglichen Esprit, stattdessen schrecklich langweilig zieht sich die Sache lustlos bis zur uninteressanten Auflösung; am Ende scheint Poirot wieder Blut geleckt zu haben und schickt sich an, neue Fälle zu übernehmen - in Hinblick auf mögliche weitere Filme der Reihe eine gefährliche Drohung.

Die Maske des alten Leonard Bernstein in Bradley Coopers Filmbiografie Maestro ist schlichtweg genial und manche Sequenzen empfand ich als sehr gelungen, besonders jene, in denen Episoden der Beziehung des Ausnahmekünstlers zu seiner Frau Felicia (intensiv verkörpert von Carey Mulligan) wie ein Kommentar in Noten mit eigenen Werken hinterlegt ist. Ziemlich schwach sind hingegen jene langen Szenen, in denen sich Cooper schier die Seele aus dem Leib dirigiert und der Kamera nichts als statisches Abfilmen und Umkreisungsbewegungen einfällt. Der zentrale Konfliktpunkt zwischen Bernstein und seiner Frau, nämlich seine Bisexualität und die zahlreichen schwulen Affären werden so verschämt abgehandelt, als befänden wir uns zur Lebenszeit der Figuren und müsste der Film irgendwelchen Zensurcodes Genüge tragen. Insgesamt eine zwiespältige Arbeit über einen extrem schwierigen Menschen und seine Suche nach Liebe - etwas, das ihm in der Musik wohl besser gelang als im Umgang mit anderen Menschen.

Ich kann mich nicht erinnern, dass mir je ein Film von Zack Snyder gefallen hätte. Opulente Walzwerke ohne Seele sind das, Rebel Moon ist da keine Ausnahme. Der Entwurf eines neuen Science-fiction-Universums punktet mit einem coolen Look zwischen Westernstädten und Raumschifftechnik, die Handlungskomponenten hingegen sind von Star Wars bis zu Kurosawas Sieben Samurai zusammengestohlen und auf eine kohärente Story oder so etwas wie Charakterzeichnung wurde vollends vergessen; selbst die Kämpfe mit jeder Menge Zeitlupe sind in ihrer gleichartigen Wiederholung eher langweilig. Zumindest gibt Sofia Boutella eine starke Heldin, eine Fortsetzung soll im April starten.

Brad Pitts Kurzauftritt in The Lost City - Das Geheimnis der verlorenen Stadt ist zweifellos das Schmankerl der Komödie aus dem Jahr 2022 rund um eine Autorin von romantischen Abenteurromanen, die gemeinsam mit dem geistig nicht sonderlich hellen Covermodel ihrer Bücher auf die Suche nach einem verschollenen Schatz geht. Sandra Bullock mit maskenhafter Mimik und Channing Tatum, sympathisch und fesch wie immer, tun sich auf einer exotischen Insel um, auch Daniel Radcliffe als Bösewicht schaltet sich in das Geschehen ein. Anfangs ist das wirklich witzig und spritzig, nach der Hälfte der Lauflänge versandet die Sache aber in oftmals gesehener Beliebigkeit.

Wie eine Motte, so heißt es an einer Stelle des Films, würde sich der Oxford-Student Oliver in die reiche Familie seines Freundes Felix verbeißen und dort nichts ale Löcher hinterlassen. Nicht allzu beißende Gesellschaftssatire und psychologischer Thriller in einem, geriert der Streifen Saltburn der britischen Regisseurin Emerald Lilly Fennell (Promising Young Woman) zur Ripley-Variation mit Fallsticken und doppeltem Boden. Der junge irische Schauspieler Barry Keoghan, für mich der einzige Lichtblick im überschätzten The Banshees of Inisherin, erweist sich als Idealbesetzung der zwielichtigen Hautfigur, die Szene, in der er das Badewassers des vergötterten Felix aufschlürft, bleibt lange in Erinnerung.

Meine letzte Serie im Jahr 2023 hat das Ansehen nicht gelohnt. Das Haus des Geldes-Spinoff Berlin, man könnte es auch als Art Sequel rund um die im Titel genannten Figur nennen, dreht sich um einen Einbruch in ein Pariser Auktionshaus, es fehlen aber die Spannung, die ständigen unerwarteten Wendungen und der Charme des Originals. Stattdessen verzettelt sich die Handlung in einer unnötigen Liebesgeschichte und sämtliche Parameter wirken wie in Heist-Movies bereits unzählige Male durchgekaut.


 

 

Meine Favoriten 2022

 

A Hard Day

Animals - Wie wilde Tiere

Athena

Dahmer

Der See der wilden Gänse

13 in der Falle

Drive My Car

Guillermo del Toro's Pinocchio

Heartstopper

Meine Stunden mit Leo

Moneyboys

One Cut of the Dead

Parallele Mütter

Rimini

Wednesday

X

 

 

 

Meine Favoriten 2021

 

Chucky Staffel 1

Die Schlange

Dune

Encanto

Große Freiheit

Haus des Geldes Staffel 5

I Promised You the Moon

Keine Zeit zu sterben

Luca

Memoir of a Murderer

Minari

Navillera

Quo Vadis, Aida?

Sieben Gefangene

The Father

The Power of the Dog

Train to Busan

 

 

 

Meine Favoriten 2020

 

Als wir tanzten

A Sun

Das Damengambit

Die Starken

Haus des Geldes Staffel 4

Hollow Man - Unsichtbare Gefahr

Hollywood

I told Sunset about You

Ma Rainey's Black Bottom

Marriage Story

Matthias & Maxime

Memoir of a Murderer

Ratched

Sommer 85

Soul

Tenet

The Mandalorian

Vagabond